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Bernhard Schädel in Darmstadt.
zündlichcr Natur sei. Dieß zum Trost für die Frau Gemalin, wenn sie den Reisepaß ausfertigen muß.
Lachner ist ganz der alte. (Die Nachbarn auf dem Lande Hab ich ihm noch nicht gezeigt — er kennt aber Sachen von Ihnen und schätzt sie.) Morgens schreibt er an seiner neuen Oper Bcnvcnuto Cellini klopft dann Noten aus und füllt den übrigen Tag mit Billard spielen und Biertrinken aus. Eine Oper seines Bruders ,,Lorley" habe ich mit großem Vergnügen gehört. Wäre die von Mcndelson welchen Spektakl! Ich sage Ihnen das sind Leute daß einem das Herz im Leibe lacht: Sie miißen nothwendig kommen und sie kennen lernen. Er macht auch so vortreffliche Schwänke 6. §. behauptet er von Mcyerbeer's Jnstrumentirung, wenn ein Besenstiel irgend einen Ton von sich gäbe, müßte er auch in's Orchester. Was macht der Instrumental Verein? Diese Tage habe ich mit der Liedertafel gekneipt — eine solche Massa von Humor habe ich nicht bald beisammen gesehen, dazu singen die Kerls prächtig. Kunz ist äirigorw. Zum Künstler Mayfest habe ich Frau und Kinder hinausgeführt, welche treffliche Wirtschaft! Man sitzt und liegt im Wald herum hält Reden Maskcnzüge, singt ißt und trinkt alles auf das fröhlichste. Der König ist im allerbesten Humor. An meiner Thür war er einmal vergeblich und rufen hat er mich nicht laßen. Fr. Lola sitzt in ihrem Haus und zeigt sich wenig. Ich habe nur erst ihr Porträt gesehen, das ist aber schon der Mühe Werth Um unfern Dir. Gacrtner hat es mir leid gcthan. Es war ein Grobian aber eine ehrliche Haut und ein Mann von Energie und großen Gaben. Wenn man sich um den unentbehrlichsten Mann in München gefragt hätte, so war es Gacrtner, jetzt ist er vier Wochen todt, und wenn er heute zurückkomt, kann man ihn gar nicht mehr brauchen. Das ist eine traurige Betrachtung.
Der Geldbeutl von Ihrer guten Frau sieht schon sehr strapcziert aus. Er soll getragen werden so lang er hält. Ein Clavicr wird sich herausschlagen laßen, und zwar der Leipziger Stutzflügl a 280 f. Ich hoffe Leo*) versteht cs. Faßen
Sic nur den Gedanken fest ins Auge daß Sie Herkommen müssen.) grüßen
Sie Frau und Kinder nebst der ganzen Nachbarschaft von meiner Frau Louisl und .Ihrem alten Freund
Schwind.
Ich muß Ihnen auch ins Ohr sagen das es niemand hört, daß das bewußte Gütl sich gefunden hat und am 25 ten liziürt wird. Hoffentlich krieg ich es. Der schönste Punkt im Gebirg — für 10 Kühe Land und ein allerliebstes Haus.
?. 8. 1. tm Juni. Mit dem Gütl ist cs nichts dagegen werden Sie einen Besuch von Fr. Lachner bekommen. Er dirigirt in Lübeck und reist von da über Frankfurt zurück, wo er sich zwei Tage aufzuhalten gedenkt. Ich habe ihm Ihre Adresse ausgeschrieben, und er freut sich sehr Sie kennen zu lernen. Der Rhein ist in voller Arbeit. Frl. Lola befindet sich ganz wohl.
II.
München den 8 stn August 1847.
Liebster Freund Schaedel!
„Deine Freunde besuche weder zu selten, noch zu häufig" steht in den vortrefflichen Lebensregeln von Plateu. Ich will einmal sehen ob ichs errathe. Vorigen Sonntag, hatte ich schon große Lust zu schreiben dachte aber „nicht zu oft" und expedirtc unterschiedliche nölhige Schreiben worüber ich jetzt sehr froh bin.
Ihr Brief enthält böse Stellen, vor allem die, daß wir Sie nicht hier haben sollen — vielleicht ändert sich's noch. O Kindbetter! wie bringt ihr alles in Un-
Professor S. E. Leonhard, ein trefflicher Componist und Llavierspiclcr.