Heft 
(1880) 40
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- Briefe von Moritz von Schwind.

er hat drei geschrieben neuester Zeit ist, an Melodie, Feuer und Klarheit vortrefflich. Das Theater ist auf dem Hund. Don Juan, Fidelio, Jphigenia, Freischütz, selbst Jüdin, will . nicht mehr hören, dagegen wird zum Empfang des Ex Reichs­

verwesers Stradella aufgeführt. Die dünnen Tricotbeine des Balletchors (mit Recht

Chor der Rache) genannt sind es was. anregt. Das kann mit der

Zeit gut werden. Die Schöpfung hatten wir zu Weihnacht.Und eine neue Welt, und eine neue lederne Welt entspringt" w. nach dem zweiten Theil gieng der aller­höchste. Jahn schreibt. Im neuen Jahr bleibts zwischen uns beim Alten, übrigens Zulage Orden und das große Loos. Wünsche deßgleichen. Wollte ich könnte mich wieder bei Dir rasiren wie vor zwei Jahren

Grüße an alle.

XVI.

Adio Dein alter Freund Schwind.

München 28 tm Merz 1850.

Liebster Freund!

Oratulor ax animo! daß Du in einen existenzlichcn Hafen eingelaufen, und Deine Kunst nicht mehr melken mußt*). Das hat den Tl gesehen. Ich wünsche nur daß Du nicht zu bescheiden warst und Dir wenigstens 5000 s. des Jahrs zalen laßt. Franks, hat seine Reize, die man nirgends wieder findet, aber wenn's nicht anders ist, so muß man's eben haben. Sollte uns das Schicksal in Wien (?) zusammenführcn, es sollte Dein Schade nicht sein. Und meiner auch nicht. Denn seit H. Kaulbach . an der Spitze steht, ist der Untergang unterschrieben.

Im Hause ist Gott sei Dank alles wohl. Der Garten leider voll Schnee, das Wetter infam, Arbeitslust bei obwaltender Finstcrniß gleich null. Sämmtliche Bilder fort, der Rhein mit grausamer Mühe zurechtgefeilt, alles wahrscheinlich, um unver­kauft wieder zurückznkehren. Bewußte Zeichnung bei Mumm anlangen. Vergiß nicht es Adolfo Schmitt**) zu sagen, dem die Zähne darnach wässern. Der wackre alte kneipte einen Abend bei mir, in der Cajüte, was seiner zierlichen Tochter ziemlich wunderlich mag vorgekommen sein. Sei's wie's will, der alte Herr gehört zu der Menschcngattung die für etwas schwärmen, und ist mithin eine erfreuliche Erscheinung. Er wird Dir meine Grüße ausgerichtct haben.

Mit Musik laßt's gewaltig nach. Mit der Donna Elvira (auf der Zeichnung wirst Du sie vielleicht erkennen) ist der Scegen gewichen. Was war es eine Erfrischung, eine so treffliche Richtung triumphirend zu sehen. Mir geht's auf allen Ecken ab.

Die Zeichnung betreffend, habe ich Dir einmal eine Art Programm geschrieben, damit magst Du Mumm aushelfen. Mir ist das Ding schon so zuwieder, daß ich froh sein werde, wenn sie entweder, wie in Aussicht steht, nach England wandert, oder bei mir zu Haus ist. Der Weimarsche Hof, scheint vor Schrecken ganz verstummt zu sein. Die Redensarten reichen da nicht. Es ist höchst lustig, daß das allernaheliegendstc, ganz gewiß nicht verstanden wird, d. h. nicht auf den Boden des gewöhnlichen Geschwätzes zu verpflanzen ist. Von Dir erwarte ich, daß Du mir schreibst, was das Ding für einen Eindruck auf Dich macht, und wie Dir das schiene, als Wandgemälde in einem Musikzimmer. Ich wollte die englischen Majestäten ließen es ausführen und ich hoffe leise.

Unser junger Herrscher ist. und der alte in das reine Griechenthum

fcstgefahren, wie nur einem echten Deutschen möglich.

Lebe wohl und schreib recht bald Ich bin heute eilig und schon etwas müde geschrieben. Dein alter Freund

_ Schwind.

*) Nach dem für den ausübenden Künstler vcrhängnißvollcn Jahr t848 übernahm ich die Güter-und Vermögensverwaltung des Grafen Wilhelm von Reichcnbach-Lessonitz, wozu mich das frühere Studium der Cameral-Wissenschaften befähigt hatte. Dies machte verschiedene Reisen nach Ocstrcich nöthig, wo ich die Freunde Schwinds: vr. Gutherz, Baucrnfctd, Graf Auersperg u. A. kennen lernte.

Alohs Schmitt.