frisch und so gesund, und ein so gutes Geschäft. Und reich dazu. Die Leute sagen ja, Sie hätten ein Rittergut. Aber ich will es nicht wissen, Kagelmann. Ich respectire Geheimnisse. Nur das ist wahr, Ihr Epheuhaus ist zu klein, immer vorausgesetzt, daß Sie sich noch 'mal anders besinnen".
,,Ja, kleen is es man. Aber vor mir is es jroß genug, das heißt vor mir alleine. Sonst . . . Aber ich bin ja nu all sechszig".
„Sechszig. Mein Gott, sechszig. Sechszig ist ja gar kein Alter".
„Ne", sagte Kagelmann. „En Alter is es eijentlich noch nich. Un es seht ooch allens noch. Un janz jut. Un es schmeckt ooch noch, un die Gebrüder Benekens dragen einen ooch noch. Aber viel mehr is es ooch nich. Un wen soll man denn am Ende nehmen? Sehen Se, Frau Räthin, die so vor mir passen, die gefallen mir nich, un die mir gefallen, die passen wieder nich -—- Ich wäre so vor dreißig oder so drum rum. Dreißig is jut, un dreißig zn dreißig, das stimmt ooch. Aber sechszig in dreißig jeht nich. Un da sagt denn die Frau: borg ich mir einen".
Melanie lachte.
Kagelmann aber fuhr fort: „Ach, Frau Commerzienräthin, Sie hören so was nich, un glauben jar nich, wie die Welt is un was allens passirt. Ta war hier einer drüben bei Flatows, Cohn und Flatow, großes Ledergeschäft, (un sie sollen's ja von Amerika kriegen, na, mir is es jleich,) un war ooch en Gärtner, nn war woll so sechsunfunszig. Oder vielleicht ooch erst sünsundfunfzig. Un der nahm sich ja nu so'n Madamchen, so von'n Jahrer dreißig, un war ne Wittib, un immer janz schwarz, un ne hübsche Person, un saß immer ins mittelste Zelt, Nummer 4, wo Kaiser- Wilhelm steht, un wo immer die Musik is mit Clavier un Flöte. Ja, Du mein Jott, was hat er gehabt? Jar nichts hat er gehabt. Un da sitzt er nu mit seine drei Würmer, und Madamchen is weg. Un mit wem is se weg? Mit'n Gelbschnabel, un hatte noch keene zwanzig uff'n Rücken, un Teichgräber sagt, er wür' erst achtzehn gewesen. Un möglich is es. Aber ein fixer, kleiner Kerl war es, so was Jtalien'sches, un war blos aus Nathnow. Aber en paar Oogen! Ich sag Ihnen, Frau Commerzienräthin, wie'n Feuerwerk, un es war orntlich, als ob's man so prasselte".
,,Ja, das ist traurig für den Mann", lachte Melanie. „Aber doch am traurigsten für die Frau. Denn wenn einer solche Augen hat . . ."
„Un so was is jetzt alle Tage" schloß der Alte, der auf die Zwischenbemerkung nicht geachtet hatte und wieder an seinen Töpfen zu stellen und zu kramen begann.
Aber Melanie ließ ihm keine Ruh. „Alle Tage", sagte sie. „Natürlich, alle Tage. Natürlich, alles kommt vor. Aber das darf einen doch nicht abhalten. Sonst könnte ja keiner mehr heirathen und es gäbe gar kein
Leben und keine Menschen mehr. Denn ein kleiner fixer Gärtnerbursche, nu, mein Gott, der find't sich überall.
„Ja, Frau Commerzienräthin, das is schon richtig. Aber mitunter
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