Heft 
(1880) 40
Seite
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L'Adultera.

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Ja, Melanie lachte wirklich. Aber wer sie die folgenden Tage gesehen Hütte, der hätte die Beauto jenes Ballabends in ihr nicht wieder erkannt, am wenigsten war er ihrem Lachen begegnet. Sie lag leidend und abgehärmt, uneins mit sich und der Welt, auf dem Sopha und las ein Buch, und wenn sie's gelesen hatte, so durchblätterte sie's wieder, um sich einigermaßen znrnck- zurnsen, was sie gelesen. Ihre Gedanken schweiften ab. Rubehn kam, um nach ihr zu fragen, aber sie nahm ihn nicht an und grollte mit ihm wie mit jedem. Und ihr wurde nur leichter ums Herz, wenn sie weinen konnte.

So vergingen ein paar Wochen, und als sie wieder aufstand und sprach, und wieder nach den Kindern und dem Haushalte sah, schärfer und eindringlicher als sonst, war ihr der energische Muth ihrer früheren Tage zurückgekehrt, aber nicht die Stimmung. Sie war reizbar, heftig, bitter. Und was schlimmer, auch capriciös. Van der Straaten unternahm einen Feldzug gegen diesen vielköpfigen Feind und im Einzelnen nicht ohne Glück, aber in der Hauptsache griff er fehl, und während er ihrer Reizbarkeit klugerweise mit Nachgiebigkeit begegnete, war er, ihrer Caprice gegenüber unklngerweise daraus aus, sie durch Zärtlichkeit besiegen zu wollen. Und das entschied über ihn und sie. Jeder Tag wurd' ihr qualvoller, und die sonst so stolze und siegessichere Frau, die mit dem Manne, dessen Spielzeug sie zu sein schien und zu sein vorgab, durch viele Jahre hin immer nur ihrerseits gespielt hatte, sie schrak jetzt zusammen und gerieth in ein nervöses Zittern, wenn sie von fern her seinen Schritt aus dem Corridore hörte. Was wollt' er? Um was kam er? Und dann war es ihr, als müsse sie fliehen und aus dein Fenster springen. Und kam er dann wirklich und nahm ihre Hand, um sie zu küssen, so sagte sie:Geh. Ich bitte Dich. Ich bin

am liebsten allein".

Und wenn sie dann allein war, so stürzte sie fort, oft ohne Ziel, oster noch in Anastasiens stille, zurückgelegene Wohnung, und wenn dann der Erwartete kam, dann brach alle Noth ihres Herzens in bittre Thrünen aus und sie schluchzte und jammerte, daß sie dieses Lügenspiel nicht mehr ertragen könne. ,,Steh mir bei, hilf mir, Rüben, oder Du siehst mich nicht lange mehr. Ich muß fort, fort, wenn ich nicht sterben soll vor Scham und Gram".

Und er war mit erschüttert und sagte:Sprich nicht so, Melanie.

Sprich nicht, als ob ich nicht alles wollte, was Du willst. Ich habe Dein Glück gestört (wenn es ein Glück war) und ich will es wieder aufbauen. Ueberall in der Welt, wie Du willst und wo Du willst. Jede Stunde, jeden Tag".

Und dann bauten sie Lustschlösser und träumten und hatten eine lachende Zukunft um sich her. Aber auch wirkliche Pläne wurden laut, und sie trennten sich unter glücklichen Thränen.