Heft 
(1880) 40
Seite
143
Einzelbild herunterladen

Bibliographie.

geschrieben, der auf der Schulbank der allgemeinen Bildung sitzt, sowie für Alle welche auf wirklichen Schulbänken sitzen, oder vor solchen zu lehren haben. Indem es die Einheit und Schönheit der Ans­sprache zu fördern sucht, ist es ein Wort an die Nation. Indem es die Technik des Sprechens behandelt, indem es die Bildung und Schulung von allen Organen, die zum Sprechen nöthig sind, anregt und für solche Schulung Winke giebt, ist es ein anregender Rathgeber für Alle, welche Sprecher von Berns sind; auch für Sänger und Musiker, soweit sie mit dem ge­sprochenen Wort zu thun haben, oder mit den Organen, welche für Sänger und Vorleser von gleicher Wichtigkeit sind.

Alfred von Reumont, Gino Capponi. Ein Zeit- und Lebensbild. 8. LVI u.462 S. Gotha, 1880 F.A. Perthes.

-N. 9.

Einer der ansgezeichnetsten Kenner der Geschichte des modernen Italien, der wie wenige eingeweiht ist in die Geschichte der politischen, socialen und geistigen Be­strebungen, welche auf der apenninischen Halbinsel während des letzten halben Jahrhunderts zum Ausdruck gelangt sind, bietet hier die Lebensbeschreibung eines der bedeutendsten Männer des neueren Italien und damit ein umfassendes Ge­mälde der socialen und literarischen wie der politischen Zustände Toscanas, und stellenweise anderer Theile der Halbinsel, besonders in den mit 1820 beginnenden Deeennien. So bildet das Buch gewisser­maßen eine Zugabe zu der von dem Ver­fasser in der Heeren-Ukerl Giesebrecht'schen Sammlung herausgegebenenGeschichte Tvseanas". Vierzigjährige Bekanntschaft mit Capponi hat den Stoff zu der Schilde­rung geliefert, welcher auch in der soeben erschienenen italienischen Biographie Gino Capponis von M- Tabarrini enthaltenen Mittheilungen ans den Familienpapieren zu verwerthen vergönnt ist. Eine Bio­graphie im eigentlichen Sinne will Reu­monts Buch nicht sein. Um einen be­deutenden Alaun als Mittelpunkt, gruppirt sich ein Bild des politischen und literarischen, theilweise auch des geselligen Lebens seiner Zeit, im Einzelnen skizzenhaft, doch mit einem Detail, welches die Geschichte des Landes nicht zu geben vermag.Schon deshalb hätte Memoirenfvrm nahegelegen", meint der Verfasser,wenn dieselbe auch nicht in Folge vieljährigen Zusammenseins und vertrautester Beziehungen zu Dem

Nord und Süd. XIV. 40.

^3

natürlich erschienen, dessen Lebensgang den Faden liefert". Alls diesem Grunde bittet der Verfasser den Leser um Ent­schuldigung, wenn in dem Buch dasIch" häufig vorkommt. Uns will dies im Gegcntheil ein Vorzug des Buches schei­nen, wo eine so reichbegabte und bedeutende Individualität, wie die Reumvnts, sich die Schilderung einer kongenialen Per­sönlichkeit zur Aufgabe gestellt hat, mit der sie durch gleiches Streben und durch lebenslange Freundschaft verbunden sei. Und in der That ist Reumonts Buch dort am meisten fesselnd und anregend, wo das entschuldigteIch" zur größeren Geltung gelangt. Die Arbeit ist eine wahrhafte Bereicherung der Memoiren­literatur und hin nach vielen Richtungen höchst schätzenswerther Beitrag zur Ge­schichte der modernen italienischen Ent­wicklung.

Hugo WittlttlttM, Fabulirtes. Er­zählungen und Skizzen. (Ein Held. Stadt und Dorf. Gericht und Schicksal. Wie sie ihre Frauen kriegten. Eduard und Emilie Zwei Festtagsblätter. Sacrament und Grammatik Moderne Pariser Familienbilder). 8. 258 S. Berlin, 1880, Freund und Jeckel.

Hugo Wittmann gehört zu den an­gesehensten Feuilletonisten Deutschlands, Geschmack, Bildung, Weltkenntnis) und ein leichter Anflug von reichem Humor sind charakteristische Merkmale seines Wesens. Dazu kommt ein feines Gefühl für die künstlerische Form und ein unge­wöhnliches Maaß schriftstellerischen Könnens, das seine stärksten Wurzeln in französischen Boden gesenkt hat und aus diesem seine Eigenart gewinnt. Die in vorliegendem Bändchen vereinigten Erzählungen und Skizzen weisen alle charakteristischen Merk­male des Feuilletonisten auf.

M. Joel. Blicke in die Religionsge­schichte zu Anfang des zweiten christ­lichen Jahrhunderts. I. Der Talmud und die griechische Sprache nebst zwei Excursen. a. Aristobul, der sogenannte Peripatetiker. b. Die Gnosis. 8. VII und 177 S. Breslau, 1880, S. Schottlaender.

Diese neue Arbeit des ausgezeichneten Kanzelredners und hervorragenden Exegeten wendet sich zwar in erster Linie an ein specifisches Interesse. Die Darstellung des Verfassers ist jedoch so klar und durch-

10