Polizei Hamburg ergab, daß lediglich in 57,6% der untersuchten Fälle eine Vernehmung des Opfers erfolgte.‘
Auch die Aufbereitung der Kriminalakten läßt zu wünschen übrig. Interne Meldeverpflichtungen, die als Deckblatt der Kriminalakten einen raschen Überblick über die Person des/der Tatverdächtigen vermitteln sollen, werden - vermutlich auch aus Zeitgründen- von vielen kriminalistischen Sachbearbeitern unterlassen oder unzureichend wahrgenommen.”
Werden dergestalt bedeutsame kriminalistische Grundsätze verletzt, kann von guter kriminalistischer Arbeit kaum gesprochen werden.
Mögliche Ursachen für diese Unterlassungen könnten u.a. Mängel sowohl in der Ausbildung der Kriminalisten als auch eine nachlässige Dienstaufsicht sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß angesichts der zu bewältigenden Massen scheinbar entbehrliche kriminalistische Maßnahmen mit Rücksicht auf wichtigere Ermittlungsschritte unterlassen werden.
Die Ermittlungsdienststellen sind also schon mit der Bewältigung der täglichen Arbeit überfordert; qualitativ hochwertige,(gewissenhafte und vollständige) kriminalistische Arbeit kann nicht mehr in jedem Fall geleistet werden.
Um den Ressourceneinsatz effizienter zu gestalten, wird die Polizei zukünftig vermehrt an den Brennpunkten der Kriminalität personelle und materielle Schwerpunkte bilden müssen.
Sofern die allgemeine Aufbauorganisation® Sonderlagen nicht bewältigen kann, ist die Schwerpunktbildung regelmäßig mit der Bildung besonderer Aufbauorganisationen verbunden.
Jede Schwerpunktbildung als Reaktion auf Kriminalitätsbrennpunkte erfordert freie oder verfügbare personelle und materielle Kapazitäten, die den wenigsten Polizeidienststellen in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
Legge, I.: Phänomenologie des Straßenraubes, 1991, S.83.
Hübner, G.-E./ Quedzuweit, M.: Prognose anhand von Kriminalakten, 1992, Ss. 93.
Altmann, R./ Berndt, G.: Führen in der Organisation, 1983, S.145ff.