Hinzu kommt, daß in zunehmendem Maß in den Polizeien der Länder und beim Bundeskriminalamt Beamte des höheren Kriminaldienstes als Kommissariats-/Dezernatsleiter oder in vergleichbaren Funktionen eingesetzt werden. Damit wird die Nähe des höheren Dienstes zur Fallsachbearbeitung größer, als das in der Vergangenheit der Fall war. Der höhere Dienst übernimmt also Funktionen, die kraft Amtes ohnehin für die Führung einschlägiger Kommissionen vorgesehen sind.
Die Ausbildung der Anwärter für den höheren Kriminaldienst an der PolizeiFührungsakademie trägt diesem Umstand noch nicht in ausreichendem Maß Rechnung.
In der Regel werden für das Studium an der Polizei-Führungsakademie (Kriminal-)Beamte zugelassen, die aufgrund ihres Alters(ca. 30 Jahre) relativ wenig Führungserfahrung im gehobenen Dienst haben und i.d.R. bald nach Beendigung der Fachhochschulausbildung in Stabsfunktionen Verwendung fanden. Erfahrungen in der Führung- häufig auch der Mitarbeit- in Sonderkommissionen sind die Ausnahme.
Die Teilnehmer am obigen Fortbildungsseminar forderten deshalb u.a."eine zielgerichtete Auswahl und Förderung kommissionserfahrener Beamter... ebenso wie die schwerpunktmäßige Behandlung der Thematik während der Ausbildung für den höheren Polizeivollzugsdienst...".'®
Zu den Arbeitsabläufen in(Sonder-)Kommissionen gibt es umfangreiche Literatur, die sich z.B. mit Fragen der Aktenführung, der Spurenbearbeitung, des Belegflusses und kriminaltaktischen Fragen der Fallbearbeitung befassen. Die Probleme der Führung von Sonderkommissionen dagegen werden in der kriminalistischen Literatur kaum behandelt. Dies ist umso erstaunlicher, als die Sonderkommission als"Besondere Aufbauorganisation"'”(der Kriminalpolizei) eine sehr lange Tradition hat, wenn man die Berliner Mordkommissionen Anfang dieses Jahrhunderts als deren Vorläufer ansieht.
Der Grund dafür könnte darin liegen, daß traditionell für die Leiter der Sonderkommissionen die kriminalistische(detektivische) Arbeit im Vorder
'® PFA(Hg.): Führung von Sonderkommissionen, 1991, S. 323. !? Altmann, R./ Berndt, G.: Führen in der Organisation, 1983, S. 145.