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Effektivität und Effizienz kriminalpolizeilicher Organisationsformen auf Zeit : mit weiteren Beiträgen von Erich Philipp und einer Arbeitsgemeinschaft an der Polizei-Führungsakademie (Münster) unter Leitung von Wolfgang Stein / Heinz Büchler ...
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In der Sonderkommission verfügt der Leiter sicher über die umfangreichsten Fallkenntnisse. Er selbst ist jedoch mit der Bewältigung der Medienarbeit schon deshalb überfordert, weil ihm im Regelfall die notwendige Presse­erfahrung fehlt. Hinzu kommt die zeitliche Komponente; denn auch die ständige Beanspruchung durch die Medien, insbesondere während der "heißen Phase" einer Sonderkommission, würden ihn zeitlich überfordern.

Wird die Medienarbeit der Sonderkommission jedoch durch Personen wahr­genommen, die nicht am Fall selbst mitarbeiten, besteht die Gefahr, daß die von ihnen weitergegebenen Informationen oberflächlich oder gar falsch sind. Bei Pressekonferenzen können Rückfragen zu Details nicht oder nur ausweichend beantwortet werden. Außerdem besteht die Gefahr, daß Infor­mationen taktisch falsch herausgegeben werden.

Die Medienvertreter werden immer wieder versuchen, mit dem Leiter der Sonderkommission direkt Kontakt aufzunehmen, weil es ihnen gerade darauf ankommt, aktuelle, möglichst authentische Informationen zu erhalten. Auch Hintergrundinformationen sind häufig nur über den Soko-Leiter zu erhalten. Wird der Informationsanspruch der Medien nicht hinreichend befriedigt, besteht die Gefahr, daß sie versuchen, auf informellen Wegen an Informationen aus dem Bereich der Polizei zu gelangen.

Nahezu jede Sonderkommission ist auf die Mitarbeit der Bürger, deren Aus­sagebereitschaft und deren Bereitschaft zur Mithilfe bei Fahndungsaufrufen, angewiesen. Deshalb ist es wichtig, daß die Arbeit der Sonderkommission in den Medien positiv dargestellt wird.

Eine positive Berichterstattung über die Arbeit der Sonderkommission wirkt nicht zuletzt motivierend auf die Mitarbeiter. Diese Motivation kann sogar noch gesteigert werden, wenn Mitarbeiter durch Beiträge oder Statements in die Medienarbeit eingebunden werden können.

Es besteht also ein Spannungsfeld darin, daß einerseits die Medienarbeit grundsätzlich"Chefsache" und somit Stabsarbeit, andererseits aber als tak­tische Öffentlichkeitsarbeit Linienaufgabe ist. Diese Spannung wird noch dadurch gesteigert, daß sie eigentlich von dem geleistet werden sollte, der über die besten Fallkenntnisse verfügt und zugleich presseerfahren ist.

Da beide Faktoren nicht immer auf den Leiter einer Sonderkommission zutreffen, wird empfohlen, die Öffentlichkeitsarbeit in der Sonderkommis­sion zwar durch den Leiter selbst, aber in engster Zusammenarbeit mit der