Gefahr, daß konträr zur Öffentlichkeitsarbeit der Soko, Informationen oder Statements abgegeben werden, die nicht im Einklang mit der Taktik der Sonderkommissionen stehen.
Es ist durchaus positiv zu bewerten, wenn sich der verantwortliche Politiker für die Soko-Arbeit interessiert, evtl. sogar für personelle oder materielle Verbesserungen sorgt und damit den Beamten"den Rücken stärkt".
Negativ wirkt jedoch ein Verhalten, das in die Ermittlungen"hineinredet" und eine ständige Präsenz(sog."Lagentourismus") den Dienstbetrieb stört oder unterbricht. Häufige Anrufe des Politikers oder dessen persönlichem Referenten mit Nachfragen zum Stand der Ermittlungen verstärken den Druck. Ein derartiges Verhalten kann den Soko-Leiter in seinen Handlungen verunsichern oder sogar blockieren und einen erheblichen Erfolgsdruck auslösen.'°?
7.3.1.4. Staatsanwaltschaft
Eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei ist für die Arbeit einer Sonderkommission unabdingbar. Gerade der schwierige und bedeutsame Teil zu Beginn der Einrichtung einer Sonderkommission(häufig auch"chaotische Phase" genannt) macht es notwendig, daß von Anfang an ein ständiger Kontakt zwischen dem zuständigen Staatsanwalt und der Sonderkommission besteht. Geplante Vorgehensweisen oder strafprozessuale Maßnahmen können dann direkt erörtert und sofort entschieden werden.
Mißstimmungen entstehen immer dann, wenn sich die Staatsanwaltschaft aus dem Einsatzgeschehen völlig heraushält, keine Verantwortung übernimmt, eigene Vorstellungen über die Ermittlungen gegen den Willen der Sonderkommission durchsetzen will oder geplante Maßnahmen und Konzeptionen ohne Erörterung ablehnt. Erfolgsdruck entsteht vor allem, wenn überzogene Forderungen an die Leistungsfähigkeit und die personellen Möglichkeiten einer Soko gestellt werden. Diese Situationen treten allerdings
10 Büchler, H. u.a.: Effektivität und Effizienz von Sonderkommissionen, 1992, S. 126.