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Effektivität und Effizienz kriminalpolizeilicher Organisationsformen auf Zeit : mit weiteren Beiträgen von Erich Philipp und einer Arbeitsgemeinschaft an der Polizei-Führungsakademie (Münster) unter Leitung von Wolfgang Stein / Heinz Büchler ...
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können und die Angst, sich in diesem betroffenen Gebiet ohne Begleitung nicht mehr bewegen zu können, beeinflußt in besonderem Maße die Bürger.

Die Soko fühlt sich bei derartigen Fallkomplexen einem starken Zeitdruck ausgesetzt, sie"will" den Täter schnell ermitteln. Neue Spuren, Zeugenaus­sagen, Obduktionsbefunde oder andere Ermittlungsaussagen können diesen Zeitdruck bzw. den inneren Zwang noch verstärken. Die Sonderkommission will die nächste Tat verhindern und arbeitet unter Hochdruck, um den/die Täter zu ermitteln. Durch diese Anspannung entsteht dann ein"Wettlauf mit der Zeit", der zu hektischer Betriebsamkeit und einem erhöhten(in einigen Fällen sogar übertriebenen) Arbeitsaufwand sowie oberflächlicher Arbeit führen kann.

7.3.3.2. Organisatorischer Zeitdruck

Neben der Tatsache, daß die Sonderkommission an sich zeitlich begrenzt eingesetzt wird und damit schon von vornherein ein eigenes Zeitlimit hat, kann aus der Primärorganisation heraus weiterer Zeitdruck entstehen.

Verkündet der Behördenleiter z.B."... in 14 Tagen ist der Fall gelöst!" ruft er damit in der Öffentlichkeit eine hohe Erwartungshaltung hervor. Das verursacht bei der Sonderkommission und besonders beim Soko-Leiter einen Leistungsstreß, der kaum zu bewältigen ist. Ebenso negativ zu bewerten ist der Abzug oder die Umsetzung von Soko-Mitarbeitern, wenn die formell befristete Abordnungsdauer abgelaufen ist. Gleiches gilt für die Auflösung der Soko nach einem festgelegten Termin, ohne auf die individuellen Bedürf­nisse(z.B. Ermittlungsstand) Rücksicht zu nehmen.

Auch wenn diese Beispiele eher den Ausnahmefall bilden, verdeutlichen sie dennoch wie wichtig es ist, die Sonderkommission nicht zu starr oder zu formell mit organisatorischen Zeitvorgaben zu belasten. Nur dann können sich Kreativität und Engagement für die Sache voll und ganz entfalten.