° die ganz überwiegend weibliche Studierendenklientel, die das mütterliche Grundschullehrerinnenstereotyp assozileren läßt,
° die sechs Semester kurze Regelstudienzeit, die auf einen reduzierten wissenschaftlichen Anspruch hindeutet,
° die an vielen Standorten besonders große Zahl von Studierenden, auf die sich die Universität einstellen muß und die man nicht wie eine Handvoll von Studierenden der ostasiatischen Archäologie als interessanten Farbtupfer im Universitätsprofil irgendwo schon unterbringt.
Eine Rolle spielt sicher auch die Herausforderung, die die Grundschullehrerausbildung gegenüber den Fächern darstellt; denn viele Fächer- von der Germanistik bıs zur Physık- müssen sich auf die spezifischen Qualifikationsbedürfnisse der Primarstufenstudierenden einstellen. Somit wird Primarstufenlehrerausbildung leicht zum Störfaktor im Eigenleben der Fächer.
Um solche Reibungsflächen zu reduzieren, sind institutionelle Lösungen an der einen oder anderen Hochschule geschaffen worden wie die Einrichtung eines großen erziehungswissenschaftlichen Fachbereichs unter Einschluß der Fachdidaktiken, z.B. an der Universität Hamburg, oder die Gründung eines Instituts für Grundschulpädagogik, so an der Universität Potsdam, oder die Schaffung von Zentren für Lehrerbildung und pädagogische Berufspraxis, wie in Bielefeld oder Oldenburg. Solche Lösungen sind wichtig, nicht nur als Blitzableiter für inneruniversitäre Konfliktpotentiale, sondern vor allem für die Entwicklung einer Kultur der wissenschaftlichen Diskussion und Kooperation, die sich nicht an Fächern, sondern an einem professionellen Handlungsfeld und an einem gesellschaftlich bedeutungsvollen und facettenreichen Forschungsfeld orientiert, nämlich Kindheit und Schule. Die Ausbildung solcher institutioneller Strukturen belegt aber auch die tendenzielle Reformfähigkeit der Institution Universität, die, wie an diesen Beispielen aufgezeigt werden kann, flexibler ist, zumindest sein kann, als es die "Gralshüter des Elfenbeinturms" gerne hätten. Einmal eingeführte Strukturen sind allerdings zählebig, ihre Veränderbarkeit allein auf der Grundlage guter Argumente ist gering. Das betrifft z.B. die Zweiphasigkeit der Lehrerausbildung, mit der die in vielen Köpfen präsente Dichotomie von Theorie und Praxis eine Bestätigung findet.
Von der Stagnation zur zaghaften Bewegung
Die letzte Problemebene ist die der Organisation. Der für eine professionsorientierte Grundschulehrerausbildung notwendige Anspruch, daß eine grundschulpädagogische Lernkultur auch eine Widerspiegelung auf der Ausbildungsebene finden müsse, zeigt im Organisatorischen seine Sperrigkeit. Denn wenn wir versuchen, auch in der Ausbildung fächerübergreifende Strukturen zu fördern, Of
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