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Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Grundschule : Erfahrungen - Ergebnisse - Probleme / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Tassilo Knauf ...
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Einzelkämpfertum und zum raschen(immer"nach vorn auf die nächste Stunde gerichteten) Verdrängen der gemischten Schulalltagserfahrungen erlebt werden. Zentrale Stelle für das Reflektieren und Kommunizieren schulischer Erfahrungen sind Tutorien, in denen sich sieben bis neun Praktikanten regelmäßig, d.h. im Schnitt alle zwei Wochen, mindestens ein Semester lang treffen. Die Tutorien haben sehr komplexe Funktionen:

In ihnen kannDampf abgelassen werden; in ihnen kann aber auch nach Erklärungen für Erlebtes und Beobachtetes gesucht werden. Es können schließlich in den Tutorien gemeinsame Unterrichtsprojekte oder Feld­studien vorbereitet werden, wie sie als Teil der Praktikumsdokumentation erwartet werden. Die Tutorien übernehmen gewissermaßen eine Gelenk­funktion zwischen Schulpraktikum und Hochschule. Ihrer komplexen Aufgabenstellung entsprechend, erhalten die Tutorinnen und Tutoren eine Anleitung in Diskussionsleitung und Gruppenarbeit, für die das Essener Hochschuldidaktische Zentrum verantwortlich zeichnet.

Es müßte im Praktikum durch Handlungsbeteiligung der Praktikanten deutlich werden, daß die Arbeit der Lehrerin/des Lehrers nicht nur aus Unterrichten besteht, sondern viele andere, sich im Wandel befindliche Tätigkeiten mit umfaßt, z.B. Beobachten, Beurteilen, Beraten, therapeu­tisches Handeln, Elternbildung ebenso wie Buchhaltung betreiben, Organisieren, Planen, sich an der Entwicklung einer schulischen Corporate Identity und der ästhetischen Ausgestaltung des Lernortes beteiligen u.v.m.

Schulpraktische Erfahrungen dürfen andererseits nicht ein isoliertes, vom Lehrerausbildungsort Universität abgespaltenes und für das dortige Studi­um folgenloses Erfahrungs- und Experimentierfeld sein. Zwar bilden Schu­le und Universität spezifische kulturelle Lebenswelten mit je eigenen Raum-Zeit-Strukturen, Bezugspersonen, Leitideen und Verhaltensnormen. Aber es müßte im Praktikum die Neugier geweckt werden, die Vielfalt des in der Lebenswelt Schule Erlebten gedanklich zu ordnen, zu deuten, zu verstehen und in Beziehungen zu setzen. Und es müßte das Interesse gestärkt werden, ein professionelles Handlungsrepertoire aufzubauen, nicht nur um die heterogenen Facetten des Schulalltags einmal selber zu bewälti­gen, sondern auch um eigene Orientierungen und Identifikationen zur Gestaltung von Schulalltag zu entwickeln.

Insgesamt lassen sich folgende Grundelemente für die Weiterentwicklung des Konzeptes schulpraktischer Studien formulieren:

das Akzeptieren zweier verschiedener Handlungs- und Berufskulturen, eben Schule und Hochschule,