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Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Grundschule : Erfahrungen - Ergebnisse - Probleme / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Tassilo Knauf ...
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Ein hervorgehobenes studienleitendes Element aller Lehramtsstudiengänge stellen schulpraktische Studien, die Praxiseinsichten und Erfahrungen der Studierenden dar. Die berufsfelderschließende Funktion der Praxisstudien bezieht sich auf Orientierung, Erprobung und Reflexion.

Keineswegs ist dabei an einen vordergründigen und wissenschaftlich verkürzten Praxisbezug gedacht. Die Gestaltung von Studienverläufen soll in besonderem Maße auf Möglichkeiten wechselseitiger Beziehungen von Wissenssaneignung und selbstreflektiertem Handeln in einem subjektbezogenen Studium gerichtet sein. Auf diese Weise wird berücksichtigt, daß Studieren immer auch als ein Prozeß der Lernbewegung des Subjekts anzusehen ist, der auf dieEntwicklung von Reflexivität und damit auf Persönlichkeitsentfaltung abzielt(Homfeldt/Schulz 1989, S. 72).

Eine funktionale Verflechtung zwischen der Ausbildung an der Universität und den Studienseminaren der zweiten Phase der Lehrerbildung ist durchaus beachtet worden.

Das Potsdamer Modell begünstigt systematisch Kooperation und wechselseitige Partizipation an Forschung und Lehre in beiden Phasen der Lehrerausbildung, um über eine angemessene Integration von Theorie und Praxissowohl ‚eine wissenschaftliche Rekonstruktion des Handlungswissens auf der Grundlage der Praxiserfahrung als auch die Durchdringung des beruflichen Handlungssystems mit Hilfe wissenschaftlicher Heuristiken zu ermöglichen.(Potsdamer Modell 1992, S. 22).

Eine derartige, insgesamt idealtypisch professionsorientierte, Standpunktbildung an der Potsdamer Universität bietet offenkundige Chancen für die Ausbildung der Primarstufenlehrer, die in einem Institut für Grundschulpädagogik eine zentrale Organisationsstruktur gefunden hat. Chancen für eine zeitgemäße Ausbildung für das Lehramt Primarstufe ergeben sich auch dann, wenn Antworten auf Fragen zur Praktikabilität des Modells noch weitgehend ausstehen. Einzuschließen ist ferner derNormalfall, daß viele der Reformideen möglicherweise wiederum an den klassischen Problemen eines universitären Selbstverständnisses sowie an den ebensoklassischen finanziellen Problemen scheitern könnten.

Gebannt jedenfalls erscheinen die Gefahren, die von den oftmals noch hartnäckigen Vorstellungen vom eher fachunspezifischen know-how der Lehrerinnen und Lehrer für die Grundschule ausgehen. Angesichts gesellschaftlicher und schulischer Entwicklungen entsprechen solche Vorstellungen heutigen Anforderungen nicht mehr. Deutlich sollen die spezifischen Aufgabenbereiche von Universitätsstudium und Vorbereitungsdienst auch für die Primarstufe nicht eingeebnet werden- etwa in der Richtung allgemeinster Auffassungen vom Berufsbild des Lehrers.

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