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Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Grundschule : Erfahrungen - Ergebnisse - Probleme / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Tassilo Knauf ...
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Wissenschaftlichkeit in allen Ausbildungsbestandteilen

Insgesamt wird Lehrerbildung für die Grundschule als eine durchgängig wissenschaftlich fundierte akademische Berufsausbildung verstanden, in die sich Praxiselemente der ersten und zweiten Phase der Ausbildung- wenn auch mit unterschiedlichen Anteilen und Aufgabenstellungen- integrativ einfügen.

Es besteht immer dann kein Zweifel an einer solchen Position, wenn Wissenschaftlichkeit nicht automatisch mit der Fachwissenschaft und ihrer Systematik gleichgesetzt wird. In jedem Ausbildungsbestandteil geht es um theorie­inıtiierende, theorie-leitende oder theorie-anwendende Komponenten. Ein solcher Standpunkt schließt ein, daß ein wissenschaftliches Studium auch auf ein ausgewogenes Maß an Distanz zur Schule angewiesen ist, um die Orientierungsfähigkeit der Studierenden im Hinblick auf gesellschaftliche Prozesse, fachwissenschaftliche Strukturen sowie pädagogische Theorien und Handlungs­modelle zu entwickeln.

Damit wird jener Sachverhalt evident, der zu_professionstheoretischen Überlegungen für Konzepte zum Erwerb wissenschaftlichen Wissens wie auch praktisch-professionellen Wissens führt(Terhart 1991, S. 132).

Die universitären Studien sind darauf angewiesen, daß es den Studierenden gelingt, in ihren Praxiskontakten nicht nur die Berufsmotivation zu verstärken. Maßgeblich geht es auch darum, die allgemeinen und persönlichen Fragestellungen für die theoretischen Studien zu gewinnen.

Möglicherweise ergeben sich aus den ersten Schritten, die mit der Einführung eines Integrierten Eingangssemesters(IEP) am Institut für Grundschulpädagogik' zur Umsetzung des Potsdamer Modells der Lehrerbildung gegangen werden, Ansätze für die Kooperation in Studium und Vorbereitungsdienst.

Dabei ist unbestritten, daß Lehrerbildung zu kurz greift, wenn sie nur über Veränderungsmöglichkeiten von Unterricht informiert. Sie muß in allen ihren Phasen Möglichkeiten entsprechender Erprobung und Selbsterfahrung anbieten.

Somit gilt als ein weiterer Ansatz für den Gewinn theoretischer Fragestellungen die Einbeziehung der Studierenden in die Forschungen an der Universität. Fachdidaktische Forschungen richten sich von vornherein auf Innovation, auf neue Lernkultur, auf zu verbessernde Schulpraxis. In der Einbeziehung der Studierenden bzw. der Lehramtsanwärterinnen und-anwärter in die aktuellen Forschungen zur Grundschule kann ein Kulminationspunkt für die Koordinierung im Rahmen von Lehrerausbildung gesehen werden.

Nicht zu übersehen dagegen ist das Problem, daß sich mit der Reduzierung der Studienzeiten die Möglichkeiten verringern, Studierenden ein Lehrangebot bereitzustellen, das Studium und Forschung miteinander verbindet. Die nun verbliebenen Pflicht- und Wahlpflichtveranstaltungen gelten in der Regel als

' Vgl. die Ausführungen zum IEP im Beitrag von J. Wildt in diesem Heft. 32