Prüfungsanforderungen) gleichgestellten Institutionen wie z.B. der Medizinischen Hochschule. Daß dies beim LehrerInnenberuf teilweise noch anders gesehen wird, ist zum einen in einer Fehleinschätzung der Schwierigkeit und Komplexität der Berufsarbeit begründet, in der immer zugleich erzieherische und unterrichtliche Aufgaben zu bewältigen sind. Zum anderen ist diese Einschätzung eine Funktion der hohen Zahl. Bräuchte man nur wenige Lehrerinnen und Lehrer- niemand würde die Notwendigkeit ihrer universitären Ausbildung bestreiten, und die GrundschullehrerInnen würden längst acht Semester studieren.
Die Universität ist daher der richtige Ort der Professionalisierung für den LehrerInnenberuf. Wissenschaftliche Ausbildung entwickelt die Fähigkeit zu rationaler kritischer Analyse und konstruktivem Umgang mit Zuständen und Prozessen, Ideen und Theorien als Voraussetzungen für konstruktives, verantwortliches Handeln. Die Universität kann gleichsam die Basis legen für die Fähigkeit und die Bereitschaft zu lebenslangem beruflichen Weiterlernen. Die Studentinnen und Studenten erfahren so Wissenschaft als lebendigen Prozeß, indem sie durch „forschendes Lernen“ auch in Forschung einbezogen werden. Sie können so den Umgang mit Forschung und ihren Ergebnissen lernen und Sensibilität und Verständnis für Entwicklung und Lernen von Kindern und Jugendlichen, für die fachlichen, didaktischen, methodischen und ethischen Voraussetzungen und Implikationen ihres beruflichen Handelns entwickeln. Die universitäre LehrerInnenausbildung der Gegenwart wird den hier formulierten Ansprüchen nicht gerecht. Mangelnde Verbindung von Theorie und Praxis, die Dominanz der Fachwissenschaft verbunden mit einer Verkennung der besonderen Bedeutung der Fachdidaktik, Desintegration der Studienbereiche und inhaltliche Beliebigkeit werden häufig zu Recht kritisiert. Der Stellenwert der LehrerInnenausbildung in der Universität ist in der Tat gering, sie ist randständig und desintegriert, sie ist personell ausgeblutet, es fehlt an Nachwuchs, ist von Schulpraxis, Schulentwicklung und Schulreform weitgehend abgeschnitten, eine Verbindung von Theorie und Praxis fehlt, Fachdidaktik und Praktika haben einen zu geringen Stellenwert, zwischen den Ausbildungsphasen besteht kein Zusammenhang. Zusammengefaßt: Die LehrerInnenausbildung insgesamt ist erstens strukturell, inhaltlich und institutionell ohne jeden notwendigen Zusammenhang. Sie ist zweitens reformbedürftig wie kaum eın anderer Ausbildungsgang.
Aufbau, Inhalte und Ziele
Aufbau und Inhalte des Studiums ergeben sich aus den Berufsaufgaben von Lehrerinnen und Lehrern wie sie bereits 1970 im„Strukturplan“ und neuerlich weitergeführt in der KMK-Empfehlung„Zu den Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern in der Schule“ formuliert sind. Dabei ist in Rechnung zu stellen, daß sozialer Wandel und pluralistische Entwicklung der Gesellschaft schon in der Gegenwart neue Herausforderungen mit sich bringen, daß aber darüber hinaus zukünftige
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