Die„Reformfolgeschäden“ der Integration kommen zuallererst in der Primarstufenausbildung zum Ausdruck. Im Gefüge der Lehramtsstudiengänge bildet diese gewissermaßen lediglich die Spitze des Eisberges, die die Integrationsproblematik nur besonders deutlich sichtbar werden läßt. Insgesamt bietet die Lehrerbildung an Universitäten das Bild eines Sammelsuriums von in eine unzusammenhängende Vielzahl fachlicher Mosaiksteine zersplitterten Studiengänge ohne strukturierendes Zentrum. Sie erfolgt typischerweise in Studiengängen, die in der Hauptsache aus Versatzstücken von Diplom- und Magisterstudiengängen bestehen und mit mehr oder weniger„unverdauten““ Studiengangselementen aus der Tradition pädagogischer Hochschulen angereichert sind, insbesondere soweit sie Praxisbezüge strukturieren wie schulpraktische Studien und Fachdidaktiken. Aus dem Anschluß an die Wissenschaftsentwicklung resultiert auf diese Weise keine lehramtsadäquate Profilbildung. Eine neue Welle der Lehrerbildungsreform, zu der auch das IEP gehört, rekurriert deshalb auf Praxisbezüge als strukturbildende Momente von Lehramtsstudiengängen mit berufsqualifizierender Ausrichtung.
Im Hinblick auf die Primarstufenausbildung in den alten Bundesländern die Unterstufenausbildung an den Instituten für Lehrerbildung(IFL) in der ehemaligen DDR bietet da eine freilich auch nicht systematisch genutzte andersartige Ausgangsposition- ist erschwerend als Besonderheit in Rechnung zu stellen, daß hier nicht einmal stufenspezifisch geformte Ausbildungstraditionen aus den ehemaligen pädagogischen Hochschulen in die Universitäten eingebracht worden wären. Vielmehr wurde z.B. in Nordrhein-Westfalen nach der Aufspaltung des vormaligen Volksschullehramts in die Lehrämter für Grund- und Hauptschulen durch das Lehrerausbildungsgesetz von 1974 erstmals das Lehramt für die Pirmarstufe eingerichtet. Die Studiengangsentwicklung begann erst in der zweiten Hälfte der 70er Jahre, also kurz vor der Integration. In dem verbleibenden Zeitraum bis zur Zusammenführung der Pädagogischen Hochschulen und der Universitäten um die‘Wende zu den 80er Jahren konnte sich kaum ein eigenständiges stufenspezifisches Profil entwickeln. In Hinblick auf die Primarstufenausbildung im engeren Sinne mußte also in den Universitäten Neuland betreten werden.
Wegen der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Schule konnten sich die Universitäten in den alten Bundesländern während der 80er Jahre über weite Strecken vom Druck auf eine Reform der Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer entlastet fühlen. Die ausbleibenden Einstellungen in den Schuldienst und die dramatisch sinkenden Studierendenzahlen lenkten die Nachfrage in andere Bereiche und führten zum Abbau von Kapazitäten in den Lehramtsstudiengängen. Signifikanterweise kehrte sich diese Entwick
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