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Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Grundschule : Erfahrungen - Ergebnisse - Probleme / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Tassilo Knauf ...
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Nachdenken über Erfahrungen lassen sich mehrere Kommunikationsgelegenheiten unterscheiden, die im Arrangement des IEP bereitgestellt werden. In diesen Arrangements können jeweils unterschiedliche Perspektiven auf die Praxis zur Sprache gebracht werden:

9 ın studentischen Kleingruppen, die gemeinsame Erfahrungen der Arbeit mit einer schulischen Lerngruppe teilen,

° im Kontakt zwischen den Studierenden und Lehrkräften, die in der Praxis zusammenarbeiten,

ım Begleitseminar zwischen den Schulgruppen und einer Lehrkraft mit Feldkenntnissen in Bezug auf die einzelne Praxisschule sowie

© in den Lehrveranstaltungen der beteiligten Teilstudiengänge.

Daß dabei durchaus unterschiedliche Interpretationen und Deutungen über päda­gogische Praxis auftreten können, kann lernförderliche Irritationen schaffen. Wel­che dieser Kommunikationsgelegenheiten in welchen Gewichtungen und Bezügen zueinander entstehen, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten ab. So kann in kleineren IEPs die schulnahe Einführung auch von Hochschulangehörigen über­nommen werden, sofern diese über ausreichende Feldkenntnisse in Bezug auf die einzelnen Schulen verfügen.

Die Differenz zwischen Wissenschaft und Praxis als Lernanlaß

Die Erfahrungen des Bielefelder IEP zeigen, daß zwischen den subjektiven Deu­tungen der Alltagserfahrungen und den im wissenschaftlichen Wissen enthaltenen Erklärungen pädagogischer Phänomene bzw. Zusammenhänge Differenzen beste­hen. Wissenschaftliche Erklärungen weisen einerseits generalisierend über die konkrete Einzelerfahrung hinaus, andererseits vermögen sie die Komplexität der Einzelerfahrung nur partiell zu erfassen. Der hypothetische Charakter des wissen­schaftlichen Wissens erzeugt im Entscheidungszwang praktischer Handlungs­sıtuationen nicht die häufig erwarte Handlungssicherheit.

Das Arrangement des IEP läßt diese Differenzen erfahrbar werden. Diese können Anlaß für wissenschaftliches Lernen werden, wenn gleichzeitig deutlich wird, daß die Reflexion mit wissenschaftlichen Mitteln die Wahrnehmung der Praxis erweitert, punktuell vertieft neue Handlungsmöglichkeiten erschließt.

Allerdings führt das Arrangement des IEP nicht zwangsläufig zu solchen Lern­qualitäten. Manche der Studierenden, die durchweg mit starker Motivation an der Praxisphase teilnehmen, finden aus einer Fixierung auf die unmittelbare Praxiser­fahrung keinen Zugang zur Wissenschaft und verharren in ausgeprägter Theorie­

'$ So in dem erwähnten Potsdamer Konzept 60