distanz. Andere hingegen entwickeln durchaus Gespür für Sinn und Zweck der Aneigung wissenschaftlichen Wissens und für das Hochschulstudium'”. Jedenfalls gibt das IEP für die Lehrenden zahlreiche Anlässe, Praxiserfahrungen zum Thema zu machen und in theoretische Kontexte zu stellen. Gerade die Differenzen in den Sichtweisen können Lehr-/Lernprozesse spannend machen. Welche Inhalte ım wissenschaftlichen Lehren und Lernen thematisiert werden, bleibt den beteiligten Lehrenden und Lernenden offen und ist von der Relevanzwahrnehmung abhängig.
Vernetzung unterschiedlicher fachlicher Zugänge
Die Mehrperspektivität der Praxisreflexion wird im IEP dadurch erweitert, daß der wissenschaftliche Zugang zu den pädagogischen Erfahrungen von verschiedenen Fächern aus eröffnet wird, die an der Primarstufenausbildung beteiligt sind. In Bielefeld ist es in einem schrittweisen Vorgehen gelungen, alle Teilstudiengänge der Primarstufenausbildung ins IEP einzubeziehen. Von Vorteil hat es sich dabei erwiesen, im Unterschied zu üblichen curricularen Sequenzen in Studiengängen nach dem Prinzip„Erst das Fachwissen, dann die Didaktik“ fachdidaktische Komponenten an den Studienanfang zu stellen. Zweifellos bieten fachdidaktische Wissensbestände günstige Voraussetzungen zur Schulnahen Thematisierung von Praxiserfahrungen.
Die Bielefelder Konstruktion läßt sich jedoch angesichts unterschiedlicher hochschulspezifischer Gegebenheiten abwandeln. Welche Fächer einbezogen werden, hängt von der Kooperationsbereitschaft zwischen den beteiligten Fächern, bzw. den Lehrenden ab, die diese Fächer vertreten. Ähnliches gilt für die Möglichkeiten, die Lehrprogramme der Einzelveranstaltungen aufeinander abzustimmen. Diese„Vernetzung“ ist eine Aufgabe für jedes IEP, die sich im übrigen besonders bei fluktuierendem Lehrpersonal immer wieder neu stellt.
Das IEP als Passage in studentischen Lernbiographien
Der gesamte Komplex des IEP steht an einem Wendepunkt in der Lernbiographie der Studierenden. Für die Studierenden stellt das IEP eine Chance dar, die Entscheidung ihrer Studien- und Berufswahl dahingehend zu überprüfen, wie sie sich in den Anforderungen des pädagogischen Alltags und der wissenschaftlichen Ausbildung zurechtfinden. Der Perspektivenwechsel, den sie in den verschiedenen Lern-, Kommunikations- und Handlungszusammenhängen vornehmen, erleichtert ihnen die Ablösung von der Schülerrolle, ohne gleichzeitig nahtlos in die Lehrerrolle überzuwechseln. Damit wird der Blick auf ein Studium frei als Raum für eine eigenständige Gestaltung ihrer Lernprozesse, die gleichermaßen die Anforderungen
'” Vgl. dazu Mürmann, N.:„Klar, die graue Theorie gehört genau so dazu“. Das Bielefelder Projekt„Integriertes Eingangssemester Primarstufe“. In: päd. Extra, Heft 23, 1995/96, S.6-11
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