Studiengänge zu finden. Umgekehrt entspricht allerdings ein hauptsächlich wissenschaftlich orientiertes Studium keineswegs den Anforderungen an eine berufsqualifizierende Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.
Im Gefüge der Lehramtsstudiengänge nimmt die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrer für die Pirmarstufe in mancher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Die Unterscheidungsmerkmale reichen von den Eigenarten des Praxisfeldes über die formellen Rahmungen des Studiums wie Studiendauer, Studienvolumen, Zahl der beteiligten Fächer bzw. Lernbereich bis hin zur Motivation und Orientierung der betroffenen Studierenden. Solche Unterscheidungsmerkmale können jedoch bestenfalls dazu herangezogen werden, Differenzen der curricularen Ausgestaltung der Studiengänge ım einzelnen zu begründen, nicht aber im Hinblick auf die grundlegenden Ziele der Ausbildung. Grundsätzlich besteht in allen Lehramtsstudiengängen die Aufgabe, Wissenschaft und Praxis aufeinander zu beziehen. Insofern gilt es auch für die Studiengänge der Sekundarstufen Lerngelegenheiten zu schaffen, in denen die Ideen des IEP umgesetzt werden.
Allerdings wird man nun keineswegs auf den Selbstläufer ein„Second Wave“ der Reform setzen können, schon gar nicht auf eine, die sich für die gesamte Lehrerbildung an den Prinzipien des IEP orientiert. Umso wichtiger ist es, abschließend danach zu fragen, ob und inwieweit in der Lehrerbildungsreform nicht generell auf Erfahrungen und Ansätze der Pirmarstufenausbildung zurückgegriffen werden kann. Auch in der Ausbildung für andere Lehrämter würde es demnach darum gehen, Kontexte zu schaffen, ın denen die Lernorte Hochschule und Schule miteinander verbunden sind. Ansatzpunkte liegen in verschiedenen Studienphasen!®.
° In der Studieneingangsphase sollte ein ausgedehnter Praxisaufenthalt stehen, der ein breites Spektrum pädagogischer Erfahrungen vermittelt (ohne auf die Durchführung von Unterricht zentriert zu sein). In einer (vierstündigen) erziehungswissenschaftlichen Einführungsveranstaltung sollen die Praxiserfahrungen thematisiert und in den Kontext erziehungswissenschaftlicher Diskurse gestellt bzw. in die Systematik der Erziehungswissenschaften eingeordnet werden. Eine solche Veranstaltung hat die Möglichkeit, ein erstes erziehungswissenschaftliches Orientierungswissen zu vermitteln. Das Beispiel des integrierten Eingangssemesters Primarstufe(IEP zeigt, daß dabei auch eine Vernetzung mit Veranstaltungen der übrigen Studienfächer/bzw. Fachdidaktiken in einer integrierten Studieneingangsphase möglich ist.
'? Diese Vorschläge sind einer Vorlage für die nordrhein-westfälische Expertenkommission „Lehrerausbildung“ bei der gemeinsamen Kommission für die Studienreform des Landes Nordrhein-Westfalen eingebracht und in den Empfehlungsentwurf im wesentlichen übernommen worden(vgl. Wildt, J.:„Thesen zum ESL“, verf. Typos, Bielefeld 15.02.95)
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