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Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Grundschule : Erfahrungen - Ergebnisse - Probleme / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Tassilo Knauf ...
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In der mittleren Studienphase sollte eineklinische Phase etwa in Form eines Praxissemesters in Schulen stehen, die gemeinsam von Hochschulen und Studienseminaren betreut werden könnte. Diese Phase könnte von er­ziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Veranstaltungen beglei­tet werden, in denen unter eingegrenzten Fragestellungen zentrale Aspekte von Schule und Unterricht behandelt werden.

Wesentliche Komponente sollte eine praxisbegleitende Beratung sein, die eine Integration der Praxiserfahrungen in die individuelle Studien- bzw. Berufsbiographie ermöglicht. Im Unterschied zur ersten Phase könnten in dieser klinischen Phase schon stärkere Schwerpunkte auf Erfahrungen im Unterrichten liegen. Allerdings stünde dabei nicht die Einübung in Unter­richt ım Zentrum, sondern die Eröffnung eines Experimentierfeldes zur Sammlung von Erfahrungen und deren Reflexion.

In einer vertiefenden Praxisphase im Hauptstudium sollten schließlich Erfahrungen gewonnen werden können, die ım Sinne einer erweiterten Professionalisierung Probleme aus dem sozialen Wandel von Schule und ihrem gesellschaftlichen Umfeld erschließen. Besonders hier böte sich eine praxisbezogene Projektarbeit an, in die neben erziehungswissenschaftlı­chen dann auch affine Fächer integriert werden könnten(z.B.sexualpäda­gogische Projekte in Kooperation zwischen Erziehungswissenschaften, Sozialwissenschaften und Biologie, Medienprojekte in Zusammenarbeit zwischen Erziehungswissenschaft, Informatik und Kommunikations- bzw. Kulturwissenschaften, Gesundheitsförderung in Schulen, Suchtprophylaxe etc.). In Frage kämen auch Entwicklungsprojekte unter fachdidaktischer Beteiligung. In diesen Lehr-/Lernzusammenhängen könnten auch Qualifi­kationen erworben werden, die für die Schulentwicklung mehr denn je benötigt werden. Stichworte wie Supervision, Organisationsentwicklung, Schule im Netzwerk, Schulmanagement o.ä. könnten dies hier nur andeu­ten.

In allen diesen Studienkontexten geht es darum, durch die Beteiligung an der pädagogischen Praxis einen studienbegleitenden Erfahrungszusammenhang zu stiften, in dem die praktischen Erfahrungen aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven reflektiert werden. Dabei werden die Differenzen zwischen Thorie und Praxis nicht unterschlagen, sondern selbst zum Lernanlaß für den schrittweisen Aufbau von Professionalität in der individuellen Lernbiographie.

Die drei Vorschläge zur Etablierung praktischer Kontexte erstrecken sich auf Bereiche außerhochschulischer Praxis. Nicht im Blick ist dabei die Praxis von Lehre und Studium in den Hochschulen. Bei näherem Hinsehen zeigen sich jedoch zahlreiche Parallelen zwischen Lehren und Lernen in Hochschule und anderen Bildungseinrichtungen. Lehren und Lernen an der Hochschule zum Thema zu 66