Einzelkämpfertum und zum raschen(immer„nach vorn“ auf die nächste Stunde gerichteten) Verdrängen der gemischten Schulalltagserfahrungen erlebt werden.
Es müßte im Praktikum durch Handlungsbeteiligung der Praktikantinnen und Praktikanten deutlich werden, daß die Arbeit der Lehrerin/des Lehrers nicht nur aus Unterrichten besteht, sondern viele andere, sich im Wandel befindliche Tätigkeiten mit umfaßt, z.B. Beobachten, Beurteilen, Beraten, Ansätze therapeutischen Handelns, Elternbildung ebenso wie Buchhaltung, Organisieren, Planen, sich an der Entwicklung einer schulischen Corporate Identity und der ästhetischen Ausgestaltung des Lernortes beteiligen u.v.m.
Schulpraktische Erfahrungen dürfen andererseits nicht eın isoliertes, vom Lehrerausbildungsort Universität abgespaltenes und für das dortige Studium folgenloses Erfahrungs- und Experimentierfeld sein. Zwar bilden Schule und Universität spezifische kulturelle Lebenswelten mit je eigenen Raum-Zeit-Strukturen, Bezugspersonen, Leitideen und Verhaltensnormen. Aber es müßte im Praktikum die Neugier geweckt werden, die Vielfalt des ın der Lebenswelt Schule Erlebten gedanklich zu ordnen, zu deuten, zu verstehen und in Beziehung zu setzen. Und es müßte das Interesse gestärkt werden, ein professionelles Handlungsrepertoire aufzubauen, nicht nur um die heterogenen Facetten des Schulalltags einmal selber zu bewältigen, sondern auch um eigene Orientierungen und Identifikationen zur Gestaltung von Schulalltag zu entwickeln.
Lernen, mit Offenheit umzugehen
1990 wurde von Lehrenden und Studierenden ein einfaches Organisationsmodell, eben„KUSS“ entwickelt, von dem erhofft wurde, daß es die genannten Ziele eher als traditionelle Praktikumsformen erreichen könne.
Im Wintersemester 1994/95 wurden die in mehreren Jahren gewonnenen Erfahrungen ausgewertet und zur Modifikation des Organisationskonzepts genutzt. Die wesentlichen Elemente dieses reformierten Konzepts sind:
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Thematische Verzahnung des Praktikums schon mit der Orientierungsveranstaltung für Erziehungswissenschaft im ersten Semester. Diese neugestaltete vierstündige Orientierungsveranstaltung enthält zwei Teile: zum einen eine Ringvorlesung, in der aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln Aspekte der pädagogischen Arbeit in der Grundschule beleuchtet werden; zum anderen parallel laufende Seminare, in denen Einzelfragen von den Studierenden unter Anleitung bearbeitet werden. In diesen Begleitseminaren wird auch auf einen zweiwöchigen Praktikumsblock an einer Schule nach freier Wahl vorbereitet. Ab dem zweiten Semester (theoretisch bis zum Studienabschluß) können dann die Studierenden an
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