Studie” so nicht bestätigt werden. Neben einigen durchaus rollenstereotypen Zukunftsbildern(ich arbeite und meine Frau paßt auf die Kinder auf), gibt es mehrheitlich Aussagen dazu, daß sich Mädchen und Jungen Beruf, Kinder und eine(n) Frau/Mann wünschen. Ein großer Teil der Jungen(vor allem ın Klasse 5 und 6) gaben explizit an, daß sie sich eine Frau wünschen, die einen Beruf hat. In keinem Fall war eine solche Formulierung zu finden, wie"... ich möchte meinem Mann den Haushalt führen". Bei der geschlechtsdifferenzierten Verteilung der Berufswünsche kommen aber die Flensburger Studie, ein Kieler Modellprojekt, unsere Forschungsergebnisse und auch eine Studie aus Salzburg zu folgender Erkenntnis: Mädchen in Ost und West begrenzen sich in der Grundschule noch nicht auf wenige Arbeitsbereiche, oder solche, die in der gegenwärtigen Arbeitsmarkt-Realität vorwiegend von Frauen ausgeübt werden, vielmehr wird auch ein großes Interesse an sogenannten Männerberufen sichtbar. Die eingeengte Berufsorientierung, welche ın der Berufseinmündungsphase der jungen Frauen erkennbar wird, findet sich in den Berufswünschen der Grundschülerinnen noch nicht wieder.(In unserer Studie nannten die Mädchen 34 und die Jungen sogar 42 verschiedene Berufe.) Obwohl es in der Bundesrepublik Deutschland seit Jahren eine intensive Kritik an der Stereotypisierung von Geschlechterrolien in den Schulbüchern gibt, weil - daß das vermittelte Mutterbild nicht mehr der Wirklichkeit entspricht, - daß die Realıtät der berufstätigen Frau keinen Niederschlag findet, - daß die sozialen Beziehungen in der Familie patriarchalisch-hierarchisch
dargestellt werden, - daß alternative Lebensformen fehlen, - daß Mädchen und Jungen klischeehaft verzerrt dargestellt und damit traditionelle
Geschlechtsstereotypen reproduziert werden(vgl. dazu Hartmann 1994 und
Hempel 1994)), zeigte die im Rahmen des Potsdamer Forschungsprojekts erarbeitete Schulbuchanalyse (vgl. Hempel 1994), daß diese Kritik nach wie vor begründet ist. Lehrerinnen und Lehrer müssen ın der Ausbildung also immer wieder neu für das Problem der Geschlechterstereotypisierung in den Schulbüchern sensibilisiert werden. In einer Interaktionsstudie im Rahmen. des Potsdamer Forschungsprojekts mußte, ähnlich wie in den westlichen Studien letztlich auch eine Tendenz der Minderbeachtung von Mädchen im Unterricht konstatiert werden... Es wurde hier(auf der Basis von 240 Unterrichtsstunden dritter bis sechster Klassen) eine Interaktionsrelation von 42,27% aufgerufener/beachteter Mädchen zu 57,73% aufgerufener /beachteter Jungen ermittelt. Dieser Unterschied ist sehr signifikant. Das bestätigt eine Tendenz der Verringerung geschlechtsspezifischer Unterscheidungen der Lehrerinnen und Lehrer im Verhalten gegenüber Mädchen und Jungen im Vergleich zu der aus bisherigen internationalen Studien bekannten 66%:33%- Regel(vgl. Kaiser1994). Das sollte für die Lehrerbildung nicht unterschätzt werden, wenn auch der Eindruck verstärkt vorhanden > Das Projekt„Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Mädchen und Jungen an den
Grundschulen des Landes Brandenburg“(1993-1996) wurde vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen finanziell gefördert und von Marlies Hempel geleitet.
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