Studierenden auf diese Themen sehr unterschiedlich: Von interessierter Aufnahme über skeptisches Sich-anregen-lassen sowie eigenständiger Vertiefung des Themas z.B. Wählen einer geschlechtsdifferenzierenden Fragestellung als Hausarbeits- oder Prüfungsthema- bis hin zu demonstrativem Desinteresse(Zeitung lesen) und starker Abwehr kam alles vor.
Im folgenden soll der Blick auf die unterschiedlichen Formen der Abwehr gerichtet werden. Im Wissen um ihre Formen und Ursachen sind die Diskussionen um Innovationsstrategien in der Lehrerausbildung sowie hochschuldidaktische Konzepte zur Geschlechterthematik weiterzuentwickeln. Formen der Abwehr lassen sich wie folgt kategorisieren:
e Antiquieren- z.B. mit Sätzen wıe"Das sind doch olle Kamellen"
e Nicht-Wahrhaben-Wollen- z.B. mit Sätzen wie"Frauen und Männer sind doch schon längst gleichberechtigt" oder:"Aber so ist die Realität eben".
e Abwerten- z.B. mıt Sätzen wıe"Immer diese Emanzen!"
e Biologisieren- z.B. mit Sätzen wie"Jungen sind nunmal schon vom Körperbau her stärker als Mädchen";"Da spielen die unterschiedlichen Hormone eine Rolle".
e /ndividualisieren- z.B. mit Sätzen wıe"Ich kenne Mädchen, die sind genau umgekehrt..."."Ich fühle mich nicht unterdrückt!"
Auf die ausführliche Analyse der hier nur exemplarisch benannten Abwehrhaltungen in der hochschuldidaktischen Handreichung Nr. 10 des Studienreformprojekts PIL zum Thema"Abwehrhaltungen gegenüber geschlechtsdifferenzierenden Bildungsinhalten"(Hartmann 1993/94b) seı an dieser Stelle verwiesen. Wie lassen sich die unterschiedlichen Formen von Abwehr nun aber begreifen?
Häufig kamen PIL-Mitarbeiterinnen„von außen“ in die Seminare, um ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema, die hierarchische Geschlechterdichotomie zu diskutieren. Ein Thema, das die Studierenden anders als andere Themen auch ganz persönlich betrifft und Fragen wie Gefühle aktivieren kann, die meist gut beiseite geschoben sind:"Wie lebe ich?";"Wie beziehe ich mich auf Frauen und Männer?"; "Was will ıch in meinem Leben verändern?"..... Zufriedenheit wie Unzufriedenheit, Freude und Glück, aber auch Ärger, Schmerz, Trauer und Resignation können dabei ungewollt zutage treten. Abwehr ist so als ein Schutzmechanismus zu verstehen. Alle, die sıch für Erkenntnisprozesse in dieser Richtung öffnen, werden früher oder später mit ihrer eigenen Person, ihrer Entwicklung, Lebensentscheidungen und ihrer Lebensgestaltung konfrontiert sein. Die Geschlechterfrage ist auch eine Frage des Selbst-Bewußtseins. Sich selbst innerhalb komplexer Herrschaftsverhältnisse zu erkennen, setzt großes Erkenntnisinteresse und letztlich die Bereitschaft zu verändertem Denken und Handeln voraus.
Abwehr-Positionen lassen sich darüber hinaus dialektisch begreifen im Sinne von "provozierender Abwehr". Die Provokation dient dazu, die Argumentation der
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