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daß er den Weg gehen müsse, den diese ihm vorzeichnen, während er doch auf der anderen Seite mit Willensfreiheit ausgestattet ist, vermöge deren seine Handlungen nicht in instinktmäßiger Weise erfolgen, wie beim Tiere, sondern nach freiem Willen geschehen.
Auch muß uns auffallen, daß die gleichzeitige Frage, warum der Fromme sich ein Verdienst durch seinen tugendhaften Lebenswandel erwerbe, wenn er in der Ausübung desselben nur seiner natürlichen Neigung folgt, wie dies in den Wortenברא צדיקים ausgedrückt ist, vom Talmud gar Die Lösung der zweiten Frage
nicht beantwortet wird.
fanit ברא יצר הרע ברא תורה ברא תבלין burdb bie Antwort
doch nicht auch für die erste gelten.
Wir wollen darum versuchen, diese Stelle in folgender Weise zu erklären.
Nach der Schrifideutung des Talmuds war ar ein Anhänger der Lehre, daß der Schöpfer die Ursache der guten und schlechten Handlungen des Menschen sei, da er die guten nnd die schlechten Triebe in dem Menschen geschaffen hat.
Jjob wollte darum dem Ewigen seine Meinung entgegenhalten, daß der Mensch, wenn er auch an seinen unmoralischen Handlungen wegen seiner Willensfreiheit schuld ist, dennoch nicht vom Allerhöchsten darüber zur Rechenschaft gezogen werden dürfe, weil der Allgütige an dem Thun und Lassen des Menschen Teil habe. Wir werden z. B. einen Richter gewiß nicht für unparteiisch halten, wenn er jemanden wegen eines Vergehens, zu dem er selbst Anlaß gab, zur Verantwortung zieht, ohne mit sich selbst darüber zu rechnen, wiewohl man sich auch hier nach dem System der Willensfreiheit richtet. So auch hier.
Diese Ansicht findet in der Erklärung ihre Widerlegung, daß die verschiedenen Triebe des Menschen ihrer Natur nach sich nicht in gute und schlechte einteilen lassen,