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Erklärungen dunkler und schwieriger Stellen im Talmud u[nd] Midrasch auf dem Gebiete der Ethik : nach philosophischer Auffassung / von S. Adelmann
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nehmungsfreises unserer Sinne liegt, sich zu vergegenwär­tigen, wenn wir dieselbe entweder früher wahrgenommen haben oder wenn deren Existenz durch die Wahrnehmung anderer zu unserer Kenntnis gelangt ist. Sehr schwierig dagegen ist es, einen Gegenstand, welcher nur durch das Be­greifen unseres Verstandes zu unserem Bewußtsein gelangt ist, sich als in unserer nächsten Nähe befindlich vorzustellen. Denn die Vergegenwärtigung einer Sache wird nur dadurch verursacht, daß diese einen dauernden Eindruck auf unsere Sinne macht, was aber bei einer nur durch unseren Ver­stand begriffenen Sache nicht der Fall sein kann.

Aus diesem Grunde muß uns wohl die Vergegenwär tigung des Ewigen als eine sehr große Schwierigkeit er­scheinen, und doch wissen wir, daß dieselbe zu den wich­tigsten Argumenten der jüdischen Religion gehört, weil durch dieselbe der Mensch von Sünden abgehalten wird, wie es Allein sowie kennen, so

שויתי אד' לנגדי תמיד כי ממני בל אמוט: heigt

wir den Allerhöchsten nur durch seine Werke verhält es sich hier.

Das Weltall und seine Wesen, die wir wahrnehmen, verkünden das Dasein Gottes, durch dessen Willen sie er­schaffen wurden. Ja sie sagen uns deutlich, wenn wir sie erforschen, daß sie nicht aus sich selbst entstanden sein können, sondern daß es der Ewige ist, welcher jedem Natur­wesen sein Dasein gegeben, seine Art und Eigenheiten be­stimmt und die Naturgeseze eines jeden festgesetzt hat, je nach dem Zwecke, welchem es dienen soll. Wir würden je­doch irren, wenn wir uns der Meinung daß die Welt nachdem sie geschaffen, zu ihrer Fortdauer nicht mehr des Schöpfers bedarf. Vielmehr muß aus verschiedenen Gründen, die zu erörtern hier nicht der Plaz ist, angenommen werden, daß die Welt und ihre Kreaturen keinen Bestand haben und ihre Naturgeseze aufhören würden, wenn sie der Wille des Schöpfers nicht fortwährend erhielte.

hingeben sollten,