Tatsachen für ihn. Darin lebte er diese „Wirklichkeits- Epoche Deutschlands, die mit 1870 anhob und mit 1918 hoffentlich abschloß, bis aufs Letzte mit. Sich beugen müssen, bedeutete aber in jedem Einzelfall erneuten Kampf für ihn, und sehr unwillig und gleichsam nur auf einen Spezialvertrag hin, entschloß sich Fontane zu dem erforderlichen Mindestmaß an Nachgiebigkeit, dem — Kompromiß.
Es gilt, die Härte dieser Kämpfe nachsühlen, denn in ihnen ist die immer erneute Kraft. Aus einem Kompromiß aber mit dem Leben ging diese Persönlichkeit hervor.
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Ein Knabe, träumerisch und verspielt, aber auch mit befehlshaberischen Neigungen; ein junger Mann, sehr eitel und zugestandenermaßen (was immer eine Milderung bedeutet) egoistisch; ein starkes Temperament mit ausgeprägtem Hang zum Wohlleben, aber auch einem auffallend unsinnlichen Zug; ein Leichtsinniger mit schlafwandlerischer Sicherheit, doch auch wieder sehr auf Ordnung gestellt, — und demgegenüber der alte Fontane; diese gütige und humane Persönlichkeit, die es verlernt hat, nach Eigenbesitz und Eigengeltung zu fragen; die für jede Schwäche das verzeihende, für jeden Kraft- und Größenanspruch das abwehrende, immer aber gleich liebevolle Lächeln findet; ein schmerzlos Resignierter und ein friedevoll Abgeklärter —: so fremdartig scheinen sich diese Wesenheiten, die doch ein Lebensgang in sich vereinte, gegenüberzustehen, daß nichts Gemeinsames hervortritt, als eben nur das Naturhafte und das Temperament im jungen wie im alten.
Wo also diese Persönlichkeit in ihrer Entwicklung greifen?
Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß diese ganz eigenartig zwischen Phantasiespiel und Wirklichkeilsernst gestellte Lebensführung, diese Ehe, die wie ein langer, erquickender, nun beschwerlicher, dann wieder stärkender Gang durch eine