die es überhaupt keine Künstlerlaufbahn, ja, die am allerwenigsten gibt). Dieser Ordnungssinn gewinnt bei ihm geradezu phantastisches Aussehen; hat Fontane doch bekannt, daß es ihm gegen den Strich gehe, wenn eine kleine Armee über eine große siege; der Preuße! Kraft seines Ordnungssinnes aber konnte Fontane ungefährdet in Tiefen der Skepsis hinabsteigen, die jedem anderen zum Verderb geworden wären. Und kraft seiner Güte! Die ist bei ihm durchaus naturhafter Zug. Was ihm selbst auf dem Wege, Persönlichkeit zu werden, am förderlichsten weiterhalf, war aber wohl seine künstlerische Feinfühligkeit; die ihn in jeder Lebenslage richtig werten ließ; mit der er Menschentum in allen -Gruben aber auch auf allen Kothurnen herausempfand; und mit der er sein eigenes Leben gestaltete.
Zwischen jenen Charakteranlagen und dieser Persönlichkeit steht der Kampf; der täglich und mit vollem Kräfteeinsatz geführte. — Fontane hat seine Persönlichkeit aus seinen Wesenseigentümlichkeiten herausgemeißelt, wie der Künstler das Bildwerk aus dem Stein.
Nun weiß ich wohl, das Wort vom inneren Kampf auf ein Persönlichkeitswerden angewandt, ist nicht viel mehr als leerer Schall, weil Wachstum mehr ist als Wille. Aber das ist es auch nicht, worauf es hier ankommt. Sondern: daß sich das Gefühl geleisteten inneren Kampfes in uns und jedem, der dieser Persönlichkeit, sei es kritisch, sei es in Verehrung, naht, eindringlich festsetzt. Denn eben das gibt dem Persönlichkeitseindruck die Wucht.
Noch aber sagt das Wort vom Kampfe nicht das Letzte, ein weiteres kommt hinzu.
Einmal zur Persönlichkeit geworden, hat Theodor Fontane seine Persönlichkeit, mit der ihm eigenen Skepsis, aber auch mit dem Wohlgefallen des Künstlers am eigenen Werke, mehr oder weniger bewußt, selbst stilisiert. Er trug sich. Und fand dabei eine Helferin — durchaus nicht in seiner Frau; gerade beste Frauen müssen auf diesem heiklen Gebiet
Zv