versagen — wohl aber in seiner Tochter. Sie liebte ihn mit ungewöhnlicher Hingabe; sie bewunderte ihn (was seine Frau wohl nur mit Maßen tat); sie hatte den weiblichen Scharfblick, besser Instinkt, dafür, daß alles im Vater, auch sein Werk, mit seinen Persönlichkeitswerten stand und fiel. Und ließ es sich, noch dazu seelisch sehr verwandte Natur, angelegen sein, durch ihr geistreiches Spiel, zumal in Briefen, das Persönlichkeitswort aus ihm herauszulocken; es ihm unter Umständen zu soufflieren, wieder andere Male es durch Widerspruch hervorzurufen. Iu etwas wie einer Persönlichkeitsmuse wurde ihm die kluge Tochter und verhalf ihm so dazu, sich auch als der zu tragen, der er war.
Diese, im tiefsten Wesen liebenswürdige, Selbststilisierung der fontaneschen Persönlichkeit durfte nicht übersehen werden. Sie spricht mit. Sie trägt jenen Gran Übertreibung in sich, ohne die es einen Erfolg im öffentlichen Leben, aber auch in der Kunst, nicht gibt.
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„Alles ist Gnade."
Dieser selbe Theodor Fontane, der sich in harter und täglicher Anstrengung seine Persönlichkeit meißelte, sie, bei gegebener Gelegenheit auch auf ein bescheidenes Piedestal zu stellen wußte, ist in tiefster Wesenheit davon durchdrungen, aus sich selber heraus nichts zu vermögen, am wenigsten über sich selbst. Einströmen muß es. „Du hast es, oder hast es nicht."
Dieser Zug erst vollendet das Persönlichkeitsbild.
Man entsinnt sich, wie und unter welchen Umständen das Wort von der Gnade Komtesse Armgard über die Lippen kam; wie sie zaghaft ihr Sein darin enthüllte, und es doch auf nichts anderes bezogen wissen wollte, als auf ein An- deren-dienen-Dürfen; wie sie sich aber auch bewußt war, mit Aussprechen so geheimer Empfindung über ihr LebenS- schicksal entschieden zu haben. So gewinnt das Wort eigenen