in abschätzigem Sinne über diese Art von Dichtertum. Wenn einer schon angeblich Talent habe, meinte sie, und die Schriftstellerei als Beruf betreibe, dann sei ein solches Geständnis doch einfach blamabel. Wahrscheinlich hätte der Alte ihr halbwegs zugestimmt; denn er war bescheiden, dachte würdig, aber nicht groß von sich;^ind .obgleich er nach Jahr-. gang und Ausrüstung ein Mitglie d des europäischen H eroen - geschlechtS war, zu w e lch em Bi smarck. Moltke und Wilhelm der Erste, Helmhol tz, Wag ner, Me nz el, Zola, Ibsen un d Tolstoi gehörten, so war er doch ganz ohne die fhe eierli c Wesenöüberspannung, die Ewigkeitsoptik auf sich selbst, die Großmannssucht, welche das zarte Geschlecht von 1870 ent- nervt.
Das Wort „drippeln" findet sich schon in einem Brief aus den fünfziger Jahren: „Ich bin gewiß eine dichterische Natur, mehr als tausend andere, die sich selber anbeten, aber ich bin keine große und keine reiche Dichternatur. Es drippelt nur so." Und wie hier, so ist überall seine Art, von sich selbst zu sprechen, ohne unsympathische Demut, aber still, schlicht bis zur Resignation und auf den Ton gestimmt, in dem, Dezember 1885, auf der Treppe von Sanssouci der gespenstische Alte am Krückstock sich über den Stand des deutschen Dichters verlauten ließ:
„Und sein Metier?"
„Schriftsteller, Majestät. Ich mache Verse!"
Der König lächelte: „Nun hir' Cr, Herr,
Ich will'- ihm glauben; keiner ist der Tor,
Sich dieses Zeichen- ohne Not zu rühmen,
Dergleichen sagt nur, wer e- sagen muß,
Der Spott ist sicher, zweifelhaft da- andere. koSto aUsmsnil! ..."
Die Briefe sagen das irgendwo in Prosa: „Es ist immer dasselbe Lied: wer durchaus Schriftsteller werden muß, der werd' eö; er wird schließlich in dem Gefühl, an der ihm einzig passenden Stelle zu stehen, auch seinen Trost, ja, sein Glück finden. Aber wer nicht ganz dafür geboren ist, der
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