Zweifeln, Achselzucken und Lächeln ausgesetzt gewesen bin...
Daß ich das alles gleichgültig hingenommen hätte, kann ich nicht sagen. Ich habe darunter gelitten; aber andererseits darf ich doch auch wieder hinzusctzen: ich habe nicht sehr darunter gelitten. Und das hing und hängt noch damit zusammen, daß ich immer einen ganz ausgebildeten Sinn für Tatsächlichkeiten gehabt habe. Ich habe das Leben immer genommen, wie ich's fand, und mich ihm unterworfen. Das heißt: nach außen Hin; in meinen: Gemüte nicht." Und dann spricht er von den etablierten Mächten und Tatsächlichkeiten, die es in Preußen, wie überall, gibt und denen er sich unterwarf, auch als sie, sehr spät, ganz gegen das Ende, sich ihm gnädig zu zeigen begannen. Er wird Doktor, er bekommt einen Orden; und er findet: „Man kriegt die Orden für andere... Wäre ich ein gesellschaftlich ange- sehener Mann, ein Gegenstand von Huldigungen oder auch nur Achtung..., so bedeutete mir s olche Auszeichnung so a ut wie nicbts. Angesichts der Tatsache aber, daß man in Deutschland und speziell in Preußen nur dann etwas gilt, wenn man .staatlich approbiert' ist, hat solch Orden wirklich einen praktischen Wert: man wird respektvoller angeguckt und besser b eha ndelt. Und so sei denn Goßler gesegnet, der mich .eingereiht' hat." Goethe hat sich gegen Eckermann ähnlich über Orden und Titel geäußert („sie halten manchen Stoß ab"), und es steckt in diesem schlichten Räsonnement viel deutsche Denkart, viel bismärckischer Realismus und kantische Unterscheidung von reiner und praktischer Vernunft. In seinem Gemüt wußte er sich nicht nur unabhängig von den „etablierten Mächten", sondern hielt eS für töricht, mit der Menschheit überhaupt, mit Beifall, Zustimmung, Ehren zu rechnen, als ob damit etwas getan wäre. „Wir müssen," sagt er, „vielmehr unsere Seele mit dem^Glauben an die Nichtigke it dieser Dinge Lanz erfüllen und unser Gück einzig und bst allein in der Ar b e i t, in dem Betätigen unser sel finden"; und was etwa noch den Reichtum betrifft, so ging
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