Schofelinski." Allein sofort fügt er hinzu: „Es bleibt aber andrerseits wahr, daß wan die wichtigsten Anschlüsse, Bekenntnisse, Handlungen immer oder doch fast immer den fragwürdigsten Personen zu verdanken hat. Revolutionen gehen zum großen Teil von Gesindel, Va Hangue-Spielern oder Verrückten aus; und was wären wir ohne Revolutionen!" Man höre den Philister, den stocksteifen Ordnungsmann! Er fragt rhetorisch, was wir ohne Revolutionen wären! Und das ist nicht nur eine Laune. Am Stoff der Likedeeler reizt ihn „die sozialdemokratische Modernität". An seinen englischen Freund James Morris schreibt der Mann der märkischen Gedichte, der märkischen Geschichte wörtlich: „Alles Interesse ruht beim vierten Stand. Der Bourgeois ist furchtbar, und Adel und Klerus sind altbacken, immer dasselbe. Die neue, bessere Welt fängt erst dein: vierten Stande an. Man würde das sagen, auch wenn es sich bloß erst um Bestrebungen, um Anläufe handelte. So liegt es aber nicht. Das, was die Arbeiter denken, sprechen, schreiben, hat das Denken, Sprechen und Schreiben der altregierenden Klassen tatsächlich überholt. Alles ist viel echter, wahrer lebensvoller. Sie, die Arbeiter, packen alles neu an, haben nicht bloß neue Ziele, sondern auch neue Wege." Das stammt aus dem Jahr 96. Achtzehn Jahre früher hatte er an seine Frau geschrieben: „Massen sind immer nur durch Furcht oder Religion, durch weltliches oder kirchliches Regiment in Ordnung gehalten worden, und der Versuch, es ohne diese großen Weltprofosse leisten zu wollen, ist als gescheitert anzusehen. Man dachte, in .Bildung' den Ersatz gefunden zu haben, und glorifizierte den .Schulzwang' und die 'Militärpflicht'. Jetzt haben wir den Salat. In beiden hat sich der Staat, ja, mehr denn das, die 'Gesellschaft', eine Rute aufgebunden: der Schulzwang hat alle Welt lesen gelehrt und mit dem Halbbildungsdünkel den letzten Rest von Autorität begraben; die Militärpflicht hat jeden schießen gelehrt und die wüste Masse zu Arbeiterbataillonen organisiert."
Druckschrift
Das Fontane-Buch : Beiträge zu seiner Charakteristik ; Unveröffentlichtes aus seinem Nachlaß ; das Tagebuch aus seinen letzten Lebensjahren / hrsg. von Ernst Heilborn
Seite
56
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