eine reine, helle Bewunderung in mir nicht aufkommen ..."
I Er war zu loyal, um der Legitimität gegenüber die Partei > des Genies ergreifen zu können: „Ich stehe in der ganzen Geschichte von Anfang an auf Kaisers Seite... Bismarck ist Ler größte Prinzipvcrächtcr gewesen, den es je gegeben hat, und ein .Prinzip' hat ihn schließlich gestürzt, besiegt, dasselbe Prinzip, das er zeitlebens auf seine Fahne geschrieben und nach dem er nie gehandelt hat. Die Macht des hohenzollernschen Königtums (eine wohlverdiente Macht) war stärker als sein Genie und seine Mogelei. Er hat die größte Ähnlichkeit mit dem Schillerschen Wallenstein (der historische war anders): Genie, Staatsretter und sentimentaler Hochverräter. Immer ich, ich, und wenn die Geschichte nicht mehr weitergeht, Klage über Undank und norddeutsche Sentimentalitätöträne. Wo ich Bismarck als Werkzeug der göttlichen Vorsehung empfinde, beuge ich mich vor ihm; wo er einfach er selbst ist, Junker und Deichhauptmann und Vorteilsjäger, ist er mir gänzlich unsympathisch." Und er war nicht Pessimist und Zyniker genug, war, um mit Montaigne zu unterscheiden, in seinem Herzen zu sehr für das „Ehrenhafte" gegen das „Nützliche", um dem Machiavellismus des Reichsgründers unbedingt zujubeln zu können. „Er ist die denkbar interessanteste Figur. Ich kenne keine interessantere; aber dieser beständige Hang, die Menschen zu betrügen, dies vollendete Schlaubergcrtum ist mir eigentlich widerwärtig, und wenn ich mich aufrichten, erheben will, so muß ich doch auf andere Helden blicken." — Auf welchen wohl? — Mythos und Psychologie: Das sind zwei Dinge; und wo sie in ein und derselben Brust beieinander wohnen, wo Sänger- und Schriftstellertum sich paaren, da kommt es äußerlich zu Widersprüchen. Die Bewunderung, die der psychologische Schriftsteller der Größe zollt, ist nicht studentenhaft „rein und hell"; er blickt auf den Helden nicht, um sich „erheben" zu lassen. Der Held ist ihm „die denkbar interessanteste Figur"; aber vom Interesse, diesem
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