musterhafte Gattin eines Dichters. In einem schönen Sinnbild läßt er seine Mutter das Entscheidende darüber sagen. Sie war mit der Wahl des Sohnes zunächst nicht einverstanden, da sie, von der Not des Lebens gebeugt, etwas äußerlich Glanzvolles für ihn wünschte. Aber als sie die junge Braut kennengelernt hatte, sagte sie zu ihm: „Du hast Glück gehabt; sie hat genau die Eigenschaften, die für dich passen." Und wirklich wurde Frau Emilie dem Dichter Stütze und Helferin. Zunächst wirtschaftlich. In einem Gedicht ,Aer echte Dichter" (Wie man ihn früher sich dachte) hat Fontane über den alten Typus des Lyrikers weidlich gespottet, der mit einer Köchin beweibt ist, ungekämmt und ungewaschen einherzieht und dessen eigenste Welt der Himmel und ein Aigeunerzelt ist. Gleichwohl steckte in ihm selbst etwas von dem Poeten vom alten Stil. Er war im ganzen weltfremd und wußte sich in das praktische Leben nur so ungefähr zu fügen. Mit Geld verstand er nicht umzugehen, wie er denn nie mehr als ein paar Groschen bei sich trug. So ließ sich die Frau die geschäftliche Seite des Daseins ganz allein angelegen sein. Sie verwaltete die Einnahmen, sie besorgte die Ausgaben. Hierin das Gleichgewicht herzustellen, war bei dem geringen Ertrage, der aus der Fontaneschen Produktion bis zum Eintritt des Greisenalters floß und bei den großen Bedürfnissen seiner zahlreichen Familie nicht leicht, zumal er ein wenig verwöhnt war und auf einen guten Tisch hielt. Sie ließ es ihn, gleichwohl nie daran fehlen und hat, oft unter persönlichen Entbehrungen, für sein leibliches Wohl aufs beste gesorgt. In seinen Erinnerungen spricht er sich über diesen heiklen Punkt mit feiner Diskretion aus, indem er das Persönliche zwischen die Zeilen steckt und durch eine allgemeine Bettachtung durchschimmern läßt. „Sie war vor allem," sagt er, „auch eine Haushälterin von jener nicht genug zu preisenden Art, die Sparsamkeit mit Ordnungssinn und Helfefreudigkeit verbindet. Eine richtige Sparsamkeit vergißt nie, daß nicht immer gespart werden
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