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Das Fontane-Buch : Beiträge zu seiner Charakteristik ; Unveröffentlichtes aus seinem Nachlaß ; das Tagebuch aus seinen letzten Lebensjahren / hrsg. von Ernst Heilborn
Entstehung
Seite
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Glaubst du's?"

Ich würd' alles glauben, wenn ich nicht die Ehre hätte, die Frau Mama zu kennen. Sie überhebt mich alles Wunder­glaubens und erklärt alles auf die wunderbar einfachste Art. Wenn eS je eine Frau gab, die's verstanden hat, sich das Leben anderer zur Behaglichkeit des eigenen zunutze zu machen, so ist sie es. Sie ist tdorougk-Engländerin, das sagt alles, und die Geschichte vom gut Gewissen und besten Ruhekissen kannst du bei ihr dahin modeln: Gib ihr ein gutes Ruhekissen, und sie hat sofort das beste Ge­wissen."

Und was nennst du gutes Ruhekissen?"

Alles, was Alberich hütet. Sie ließ es trotz Wagners teleologischer Warnung aufs Neue darauf ankommen."

Ist sie nicht bemittelt?"

Der Freund spricht noch weiter. Endlich bricht der Held die Sache ab; er schien unruhig und unsicher.

Sie verabreden am andern Tage gemütlich das Früh­stück imWaldkater" zu nehmen.

Wann?"

? Uhr. Dann Hab' ich ausgeschlafen."

Und ich habe dann schon gebadet und bringe einen Appe­tit mit."

So trennte man sich.

Drittes Kapitel

In derForelle". (Weil es hier keine gibt.") Szenerie: Rückfront Blick in den Wald. Hier wohnte der Held. Der Freund im Talgrund. Finken, Vogelgezwitscher, Durchblick, Landsee. Gespräch.Ich Hab'es mir überlegt. Es ist nicht so schlimm. In allen Dingen entscheidet das Maß. Man kann das alles von jedem sagen. Es paßt auf jeden, auf dich, auf mich. Wir sind alle Egoisten und kümmern uns wenig um andere. Was wir Gefühl nennen, ist eine Lebensform, eine bloße Manier, der eine hat die, der andre eine andere.

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