Sie hatte das alles ganz ruhig gesprochen, aber je ruhiger sie es sprach, desto größer war die Wirkung auf den Helden. „Ich glaube. Sie nehmen es zu ernst. Da gäbe es ja keine Freude mehr in der Welt."
„Ich nehme es, wie ich es nehmen muß. Es wird Personen geben, die dies alles nicht zu fühlen brauchen. Ich muß es fühlen, oder ich fühle es wenigstens. Es kommt darauf an, sich zu erkennen. Ich glaube, ich tat es. Und nun sehe ich die trennende Kluft. Eine Sehnsucht ist da, die Kluft zu überbrücken, ich kann es nicht; ich habe keine Träne, kein Gebet, keine Liebe. Ich habe nur die Sehnsucht nach dem allen."
„Sie erschrecken mich (?). Wer die Sehnsucht hat, hat alles. Und wenn er es nicht hat, so hat er doch das, was entscheidet. Es gibt einen schönen Spruch, ich habe seinen Wortlaut vergessen, aber es heißt, daß das Vollbringen nicht in uns gelegt sei. Die Sehnsucht ist wie die Saat, und sie wird uns angerechnet, auch ohne daß die Saat Frucht getragen habe."
„Glauben Sie?"
„Ich bin dessen gewiß."
„So beneide ich Sie um den Trost, den Sie haben."
Fünftes Kapitel
Badeleben-Szenen. Eine kleine Soiree bei den Parce- vals. Oceane singt, über den Geschmack in der Kunst. Der Freund nahm das Wort. Eine entzückende Seite in unserer modernen Kunst ist das Hervorkehren des Elementaren. Das Geltendmachen seiner ewig sieggewissen Macht über das Individuelle, das Menschliche, das Christliche. In unserer klassischen Dichtung finden Sie'S nicht. Die einzige Ausnahme, die mir vorschwebt, ist Goethes „Fischer".
„Oder die Lenore."
„Nein, das ist etwas anderes. Das Spukhafte, das Gespensterwesen steht dem Menschlichen und Religiösen viel
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