hatte. Überhaupt war er nicht für Biegungen. Und das alles erschwerte ihm das Leben sehr. Aber er hatte zwei Eigenschaften, die er sein ganzes Leben bekundet hatte: er war tapfer und ehrlich, und damit siegte er zuletzt auch hier.
Aber freilich erst nach einer schweren Gefahr und Probe.
Er hatte einen seiner Halb-Vorgesetzten im Verdacht der Untreue. Szene mit Mendelssohn. Mendelssohns Antwort. Der feine alte Herr lächelte: „Sie sind mein treuster Mitarbeiter, aber der Herr, den Sie verklagen, ist der beste, der geschickteste und gescheiteste. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das bedeutet. Und nun soll ich zwischen Ihnen entscheiden, usw. Aber ich danke Ihnen, und ich werde Ihnen dies nicht vergessen."
Zuerst ging es ihm schlecht, denn der andre blieb siegreich, aber nicht lange; er war einmal entdeckt, und daran mußt' er schließlich zu Grunde gehen. Und nun war Onkel Ehm eine Figur, ein Mann, ein Charakter, und die andern, die bis dahin über ihn gelacht hatten, gaben ihm ein Fest.
Onkel Ehm war um diese Zeit schon beinahe 70. Und so spät es war, daß sein Leben im Aenith stand, er bedeutete nun was. Es war der Tag seines Ruhms. Aber es war auch die Zeit seines Niedergangs. Was noch war, sollte sich verdunkeln.
Still neben ihm her war Tante Agnes gegangen, sein Mond. Immer treu, immer still, immer freundlich. Und nun schloß sie ihr freundlich Auge. Onkel Ehm war außer sich- Ich sah ihn noch an dem Tage des Begräbnisses. Alles war still, nur der alte Mann schluchzte. Und dann wurde sie zur Ruhe getragen.
Aber hier muß ich noch etwas einschalten und meine Helden wechseln.
Es war am Pfingstsonnabend gewesen. Und am Abend desselben Tages saß der Geistliche, der die Grabrede gehalten hatte, und schrieb. Es war schon Mitternacht vorüber und der Küster, der durch das Zimmer ging, sagte: —
I0Z