stunden in der denkbar angenehmsten Weise statt mit Still- dasitzen und ödestem Zeittotschlagen verbringen konnte. Denn worauf lief es in dem literarischen Kabinett hinaus? Alle — die paar Höherpotenzierten abgerechnet — hatten sich um neun oder Halbzehn einzufinden und nun vier oder fünf Stunden lang auf einem Drehschemel zu sitzen, mit nichts beschäftigt, als eine große Tasse Bouillon (ich sehe noch die Fettaugen) zu trinken und alle möglichen Zeitungen zu exzerpieren. Diese Exzerpte, die genau das enthielten, was der Minister entweder schon am selben Morgen gelesen hatte, jedenfalls aber am nächsten Morgen in seiner Zeitung finden mußte, wurden dann auch wohl, ich weiß es nicht, aber ich muß es annehmen, als fruchtbare Makulatur, als noch tief unter Aktenmaterial stehendes Material, aufgespeichert und haben sicherlich nie was genutzt, noch weniger je ein Menschen- herz erfreut. Ich glaube, daß es Menschen gibt, denen diese Form der Beschäftigung nicht unerträglich ist; Menschen aber, die einen Schaffenshang und -drang in sich verspüren, die sich in irgend etwas betätigen, mit irgend etwas zu nur bescheidener Geltung bringen möchten, für solche Naturen ist ein solches Lebensverbringen ein wahres Martyrium, und jeder, der in gleicher Lage — und jeder war mal in wenigstens ähnlicher — einmal in seinem Leben gewesen ist, der kann den Jubel meines Herzens ermessen, als ich diesem Elend entrissen wurde. Statt 40 Zeitungen, eine immer schrecklicher als die andre, vier junge Mädchen, eine immer liebenswürdiger als die andre. Teurer Geh. Rat Metzel, ich verdanke ihm so viel, aber dieser Beförderungsakt, das war doch das Schönste.
Im Frühjahr 53 trat ich in meinen neuen Extraberuf ein. Die vier jungen Mädchen, sämtlich Geheimratstöchter, zerfielen in zwei Parteien: zwei von ihnen waren Töchter des Geheimrats Flender, die beiden andern (Zwillinge) Töchter des Geheimrats von Wangenheim, der, bis kurz zuvor, Regierungsdirektor (was, glaub ich, minisrie xläniporenrisire
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