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Das Fontane-Buch : Beiträge zu seiner Charakteristik ; Unveröffentlichtes aus seinem Nachlaß ; das Tagebuch aus seinen letzten Lebensjahren / hrsg. von Ernst Heilborn
Entstehung
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vorstehender Schilderung wieder in Erinnerung >(ommt. Ich war von meiner Wohnung (Luisenstraße) auf dem Wege nach der Holzmarktstraße, als mir mitten Unter den Linden Geheimrat Schnaase begegnete.

Nun, lieber Fontane, wohin?"

Ich will nach der Holzmarktstraße. Es ist etwas weit; in der Regel fahre ich. Aber es ist heute so schönes Wetter."

In die Holzmarktstraße? Wie kommt denn das? Da wohnt ja niemand."

O, da wohnen sehr nette Leute."

Ich nannte ihm nun die Namen der beiden Offiziers­familien und daß ich dort Geschichtsvorträge zu halten hätte; mein Freund Lepel, den er ja auch kenne, habe nur diese Einnahme verschafft.

Er lachte.Ist es denn wenigstens einträglich?"

Ach, Herr Geheimrat, das kann ich nun freilich nicht sagen. An solchem Tage wie heut', wo man alles zu Fuß abmachen kann, nun, da geht es."

Aber wenn es regnet..."

Ja, Herr Geheimrat, wenn es regnet. Und sonderbar, es regnet fast immer. Oder Ostwind, den ich nun mal nicht vertragen kann. Dann stellt es sich so: Droschke hin fünf Groschen, Droschke zurück fünf Groschen, Trinkgeld an den Diener fünf Groschen, Chemisettehemd drei Groschen. An solchem Tage schließe ich dann jedesmal mit drei Groschen minus ab."

Er nickte, riet mir auszuhalten, so ginge es im Leben, und dann schieden wir.

Ich kehre nun aber zu meinen vier jungen Damen, den mich beglückenden und fördernden Unterrichtsstunden und vor allem zur Familie von Wangenheim zurück. Ich blieb in dieser Ertrastellung, die beinah ganz an die Stelle meiner eigentlichen Stellung trat, volle zwei Jahre, wo glückliche

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