Fügungen mich ganz aus dieser Stellung herausrissen, und glückliche Fügungen es dahin brachten, daß ich, wie schon an mehr als einer Stelle erzählt, auf vier Jahre nach England geschickt wurde, der Gesandtschaft, wenn man das große Wort gestatten will, literarisch attachiert. Anno 59 — meine Schicksale lagen sonderbarerweise immer in den großen Staatsvorkommnissen in Krieg und Frieden — kam ich, als das Manteuffelsche Ministerium abtrat, nach Deutschland zurück und trat bald danach als Redakteur des englischen Artikels bei der Kreuzzeitung ein. Ich habe da und da davon erzählt. Gesellschaftlich nahm ich meine alten Beziehungen wieder auf, fand alle freundliche Gesinnung unverändert vor, nirgends freundlicher als im Hause Wangenheim. Die Töchter waren mittlerweile herangewachsen, und in demselben Hause, wo ich früher eine Art Hauslehrer gewesen war, wurd' ich nun Hausfreund und verblieb es durch ein Menschenalter hin. Ich habe da viel erlebt, Hunderte von interessanten Persönlichkeiten kennengelernt, aber eh' ich mich einigen davon zuwende, möchte ich zuvor ein paar Worte über das Ehepaar (??) sagen, die dem Hause vorstanden, über das Wangenheimsche Ehepaar.
Er, der Geheimrat, war, als ich ihn kennenlernte, ein Fünfziger und entstammte den thüringischen Wangenheims, die später, vielleicht zu Anfang des Jahrhunderts, nach Württemberg hin verschlagen waren. Der Vater des Geheimrats war der württembergische Minister von Wangenheim, der in bundestaglichen Zeiten eine Rolle gespielt hatte. Seit den Tagen der Reformation war die Familie lutherisch, und in diesem Luthertum zu leben und zu sterben, war Gewissens- und Ehrensache. Trotzdem fügte sichs, daß eine katholische Dame (Fräulein von Meyern) das Herz des Freiherrn gewann, etwa um das Jahr 40. Fünfzig Jahre später wäre die Ehe vielleicht nicht geschlossen worden. In den Jahrzehnten aber, die dem großen Kriege folgten, waren die Gegensätze, die jetzt wieder so stark sind, schwach geworden,
HZ
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