Menschheit bedeutet, nicht Schutz und Förderung der Mächtigen dieser Erde?
Nicht um politische Aspirationen kann es sich, nach allem Bisherigen, für die jüdische Nation handeln. Sie, die auf dem Gesetze Gottes gegründet ist und sich als lebendigen Protest gegen die in Machtvergötterung wurzelnde politische Entwicklung der geschichtlichen Nationen begreift, weiß sich wahrlich von dem Ehrgeiz frei, nun ihrerseits den Boden der Politik zu betreten, um im gottgeweihten Lande der Väter ein kläglicher Spielball der Großmächte zu werden. Das vorlaute Treiben der Ententezionisten, denen die Entente — sie weiß wohl: warum? — Vorschub leistet, läßt sie kalt. Was sie erstrebt, kann ihr auch das Zepter der Osmanen gewähren: daß ihre treuen Söhne freien Zugang zur Heimat genießen und in der Heimat die Kultur ihres Gesetzes verwirklichen können. Nicht mehr und nicht weniger.
Sicher wird der Zionismus sich angelegen sein lasten, die Ansprüche der jüdischen Nation, wie er sie begreift, zu vertreten. Aber er, der sich von der geschichtlichen National- kultur des Judentums losgelöst hat, ist weder aktiv legi- timiert, im Namen der jüdischen Nation zu sprechen, noch sachlich in der Lage, sich auf das Nationalitätenprinzip zu berufen, das nur bestehende Nationalkulturen schützen, aber nicht neue Kulturen erst gründen will.
Selbst wenn aber der Zionismus den Prozeß gewönne: wer schützt die jüdische Nation vor dem — Zionismus?
Wird der kommende Weltfriedenskongreß sich mit der jüdischen Nation befassen wollen, so wird er sich angelegen sein lasten müssen, die wahre Stimme der jüdischen Nation zu vernehmen. Aus ihrer Geschichte spricht sie.-
Zwei Weissagungen leben im Herzen der jüdischen Nation. Die eine sieht den Messias kommen, herbeigeführt vor seiner Zeit durch das Verdienst der Nation, in deren Mitte das Gottesgesetz blüht. Die andere erwartet ihn als letzte Hilfe, wenn das Gottesgesetz im Begriffe steht, der Vergessenheit anheimzufallen.
Der Weltkrieg bringt die Entscheidung.-
Druck von Otto Hendel in Halle a. d. S.
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