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Judenproblem / von I. Breuer
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schaften könnte die Juden höchstens zu besonders gearteten Deutschen, Franzosen, Engländern, Russen gestalten. Aber der Judenhaß ist nicht gegen jüdische Deutsche, sondern gegen deutsche Juden gekehrt. Nur weil er die Juden als fremd empfindet, lehnt er es, ab, ihre etwa vorhandenen Mängel mit in den Kauf zu nehmen, wie etwa der Süddeutsche den Norddeutschen, der Südfranzose den Nordfranzosen tole­riert. Mit eigenen Fehlern muß man sich abfinden, muß sehen, wie man mit ihnen am besten fertig wird. Aber gegen Fehler Fremder bäumt man sich auf und stellt Betrachtungen darüber an, wie man die damit Behafteten am ehesten los­werden kann. Weder wurzelt also der Judenhaß in den den Juden nachgesagten Eigenschaften, noch haben diese Eigenschaften die Judeneinheit analytisch begründet.

Die konstruktiv-fiktive Einheit der Rasse, die ideale Ein­heit des Glaubens und die analytische Eigenschaftseinheit, sie alle sind außerstande, diejenige Einheit der Juden zu erklären, gegen die der Judenhaß sich überall kehrt und die im Bewußtsein vollsaftiger Juden lebendig ist.

Unergründlich wie der Judenhaß scheint das Geheimnis dieser Judeneinheit. Der Judenhaß empfindet diese Einheit. Aber nur die Wissenschaft vermag sie zu erklären.

IV.

Die Juden als Einheit der Liebe.

Der Judenhaß sagt der über den Erdball verstreuten Judeneinheit eine Reihe unangenehmer Eigenschaften nach und knüpft hieran, soweit er politisch gerichtet ist, Folge­rungen und Forderungen, die auf Rechtsverkümmerung, auf offenbare Verletzung der staatsbürgerlichen Gleichheit hin­auslaufen.

Der besonnene, gerecht denkende Staatsmann wird hier­für, soweit er die westliche Staatstheorie sich zu eigen ge­macht hat, regelmäßig nicht zu haben sein. Aber auch er tut gut daran, an der Tatsache der Judeneinheit nicht acht­los vorbeizugehen. Gerade weil die Juden überall zu Hause sind, tragen sie nicht wenig für das Zustandekommen

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