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Judenproblem / von I. Breuer
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Gruppe von Menschen vor den anderen abschließt, bedarf dem Sozialismus der Rechtfertigung. Nur die zu schützende, nicht aber die erst zu erzeugende Kultur kann diese Recht­fertigung liefern.

Solange der Zionismus den Anschluß an die nationale Kultur des Judentums nicht gesunden hat, solange er sich an die von ihm zum Phantom ausgehöhlte Nationsform klammert, der er den Inhalt erst herbeizuschaffen verspricht, ist für ihn keine Stätte auf dem Weltkongreß, der nach dem Weltkrieg den dauernden Frieden dadurch bringen wird, daß er jeder Nation das Recht zur freien Existenz verbrieft. Phantome gehören ins Raritätenkabinett der Geschichte.-

Die jüdische Nation hat bis zum heutigen Tag keine andere nationale Kultur als ihre Religion. Aber Reliaionen

werde, und sie findet Bekenner unter allen Nationen und innerhalb aller Staaten. So erscheint die Religion als nationale Kultur des Judentums auf den ersten Blick erst recht nicht geeignet, nationalen Aspirationen zur Grund­lage zu dienen.

Warum denn aber haben die Juden den Untergang ihres Staates in nationaler Einheit überdauert? Ist es nicht eine beispiellose Kräftevergeudung, daß sie unter unsäg­lichen Opfern ihre nationale Existenz einer Religion zu Liebe aufrechterhalten haben, die der nationalen Trägerschaft gar nicht bedarf? Warum ist die Geschichte über diese Sinn­losigkeit nicht hinweggeschritten? Ist die nationale Juden­einheit ein Irrtum der Geschichte?-

Die Geschichte irrt nicht.

Nur die Menschen irren.-

X.

Die Passahnacht.

Zwei geschichtliche Erscheinungen liegen vor: die natio­nale Einheit der Juden und die jüdische Religion. Aus den Juden und aus ihrer Religion hat die Geschichte eine

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