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Judenproblem / von I. Breuer
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und ausschließlich in der Geschichte ihre letzten Wurzeln vergraben weiß.

Das ist das Wesentliche. Kulturmenschen sind ge­schichtliche Persönlichkeiten. Sie sind nicht, rassen- mäßig, einfach da, sondern sind geworden. Die ganze Last der Vergangenheit ruht auf ihnen, und die ganze Menschheits­zukunft nimmt von ihnen ihren Ausgang. Die Rasse aber ist keineswegs allbeherrschender Faktor der Kulturgeschichte. Sonst wäre Kulturgeschichte nichts als Naturgeschichte.

Rasse liegt vor der Geschichte. Sie faßt nur eine Reihe von Merkmalen mit einem handlichen Wort zusammen, die, verbunden mit zahllosen anderen Merkmalen, die Grundlage bilden, auf der sich allererst Kulturgeschichte erhebt. Kann daher niemals allein zur Erklärung geschichtlicher Tatsachen herangezogen werden. Am wenigsten aber zur Begründung geschichtlich gewordener Persönlichkeit. Aus de r Judenfr age eine Rassenfrage machen heißt die Geschichte von Jahr­tausenden ignorieren.

Der Jude, der sich anders weiß als den Nichtjuden, kann sich daher nicht beim Raffentheoretiker, sondern nur beim Historiker Rats erholen. Dem Historiker muß er es ver­trauensvoll überlaffen, an geeigneter Stelle und in gehörigem Maße die rassentümlichen Tatsachen, soweit sie wissenschaft­lich gesichert sind, in Berücksichtigung zu ziehen. Das ent­scheidende Wort aber hat die Geschichte.

Nicht daß der Jude eine andere Nase, eine andere Haar­farbe, aber daß er eine andere Geschichte hat als der Nicht­jude, daß seine Geschichte ihn heute noch unmittelbar auf Titus, den Sohn des Kaisers Vespastanus, statt auf Her­mann, den ruhmreichen Befreier, zurückführt, darin allein liegt sein Schicksal beschlossen.-

II.

Die Juden als Einheit der Religion.

Der heute so gem geübte Versuch, die Juden nach züchte­rischen Grundsätzen erschöpfend abzuhandeln, ist von ab­stoßender Häßlichkeit und legt von einem nicht geringen Grad wissenschaftlicher Unzulänglichkeit beredtes Zeugnis ab.

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