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wert ist die Behandlung des Adels. Er hatte seine Lebenshaltung im 15. Jahrhundert geändert und war zur Ausnutzung seines Grundbesitzes übergegangen. Er trat in Wettbewerb mit den bürgerlichen Getreidegroßhändlern, wie sehr sie dies auch zu hindern suchten. So sehen wir auch in Potsdam den Adel von dem Durchfuhrzoll für Getreide befreit, nur für den Hande! war er zahlungspflichtig.
Die Kampfstellung des Adels gegen die Städte hat auch die Geschicke Potsdams beeinflußt. Es hat gegen die Ansprüche der adligen Amtshauptleute immer seine Rechte zu verteidigen gehabt. Ihnen war das Amt, wie der alte Burgbezirk seit der Mitte des 15. Jahrhunderts hieß, bis zur Zeit des Goßen Kurfürsten meist mit allen oder einem großen Teil der Einkünfte verpfändet. Es umfaßte allmählich nicht nur die Insel Potsdam, sondern dehnte sich im Osten über Neuendorf bis Stolpe, im Westen bis Glindow aus und griff im Süden bis Gütergotz und Bergholz. Die Amtshauptleute waren zum Teil gewalttätige Naturen; so forderte 1559 Abraham von Rochow dem Rat die Schlüssel zu den Toren und der Brücke ab, weil er einmal zu lange hatte warten müssen, und nahm ein andermal den ganzen Rat gefangen, sein Nachfolger Bernd von Spiegel verlangte unter schweren Drohungen unberechtigte Dienste. Und wie die Herren, so die Diener. Die Amtsschreiber, die in Abwesenheit der Hauptleute als „Befehlshaber" walteten, scheuten sich nicht vor groben Beschimpfungen des Rates; es kam soweit, daß der Bürgermeister zum Treiberdienste entboten wurde. Man versuchte, die Stadt völlig zum Zubehör des Amts, zur Mediatstadt, zu machen. Es war mißlich, daß, wie wir gesehen