anschaulich vor. Die Verhältnisse spitzten sich zu, als die reformierte Lehre Eingang fand. Die Bürgerschaft spaltete sich in zwei Lager, auch Pfarrer und Diakonus waren oft nicht eines Sinnes. 1612 gelang es zwar dem beredten Pfarrer Thomas Horitz scheinbar eine Aussöhnung zustande zu bringen, man nahm wieder gemeinsam das Abendmahl. Aber der Friede währte nicht lange. Joritz, ein hitziger Lutheraner, verketzerte häufig von der Kanzel aus die Reformierten auf das ärgste. Das benutzten einige Bürger, mit denen sich der lebenslustige, leichtaufbrausende Pfarrer persönlich verfeindet hatte, ihn sogar beim Kurfürsten zu verklagen, als habe er von ihm in einer Predigt mit Schmähworten gesprochen. Johann Sigismund war ja am Weihnachtstage 1613 zur reformierten Kirche übergetreten. Als Horitz die Potsdamer Verhältnisse unleidlich wurden, tauschte er mit dem Pfarrer Martin Franke in Putlitz seine Stelle. Der Rat war über den Wechsel durchaus nicht erfreut. Denn der neue Geistliche war einige Jahre vorher schon in Potsdam als Diakonus gewesen, und man wußte von ihm, daß er in seiner persönlichen Art wie in seinen kirchlichen Anschauungen eines getreues Abbild seines Amtsvorgängers war, ihn eher noch übertraf. Der Streit, in dem die Bürger häufig im Unrecht waren, ließ nicht nach. Da geschah etwas Unerwartetes: im April 1638 flüchtete Franke nach Böhmen. Er flüchtete in den Katholizismus, 1640 ist er als Priester gestorben. Er war mürbe gemacht worden. Nicht nur der ständige Hader mit seinen Pfarrkindern hatte ihm zugesetzt, er hatte die Schrecken des Krieges und die Greuel der Pest durchleben müssen; der Tod seiner Frau im Juli 1637 hatte ihn ganz gebrochen. Sicher war er aber eine charakter-
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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
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27
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