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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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volle Persönlichkeit, davon zeugen die Blätter des Kirchenbuchs.

Die Stürme des dreißigjährigen Krieges haben Stadt und Umgebung schwer heimgesucht. Im März 1626 vor der Schlacht an der Dessauer Brücke hausten 200 Mann vom Heere Mansfelds acht Tage sehr übel in Potsdam, als aber nach der Niederlage Mansfelds wieder ein versprengter Trupp Dragoner Quartier begehrte, zog man die Brücke auf und wies sie ab; auf dem Kietz kam es zu einem regelrechten Kampf, der mit einem Siege der Bürger endete. Im April wagte man sogar einen Quartiermeister Mansfelds geradezu mit Schimpf fortzuschicken. Der Kurfürst legte nun zum Schutz des Passes vom Teltow zum Havelland eine kleine Besatzung in die Stadt. Der Fährbetrieb bei Nedlitz wurde eingestellt. Die unverwahrten Dörfer, namentlich Neuendorf, Bornstädt, Bornim und Golm, hatten die Not des Krieges über sich ergehen lassen müssen.

Wir sehen, daß es den Potsdamern an kriegerischem Mut nicht gebrach. Schon 1393 finden wir sie in einem märkischen Landfriedensbündnis. Allerdings waren die militärischen Pflichten früher gering, mit den heutigen verglichen. 1583 stellte Potsdam zum allgemeinen Aufgebot nur 12 Mann und zwei bespannte Wagen. Bis­weilen erschien ein ständischer Beamter, der Musterer, den Potsdam mit anderen Städten gemeinsam zu besolden hatte. Für die Verteidigung der Stadt galt der Grund­satz der allgemeinen Wehrpflicht. Jeder Hausbesitzer mußte für seine Bewaffnung sorgen und auf dem Musterungsplatze erscheinen; außerdem unterhielt der Rat eine Rüstkammer. Eine Schützengilde läßt sich seit 1466