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bau der heutigen Südfront ist schon 1662 so weit fertig, daß der Kurfürst zur Jagd wenigstens auf einige Tage darin wohnen kann. Eine Wasserleitung von einer halben Meile wird angelegt. Der erste Schloßbau scheint 1666 vollendet worden zu sein. Von 1671 ab hält der Kurfürst jährlich längere Zeit Hof in Potsdam.
Das Jahr 1671 ist auch für die Stadt von Bedeutung. Schon 1660 hatte der Kurfürst ein Ermunterungspatent zum Aufbau der alten Häuser ergehen lassen, auch selbst mit gebaut. Im Oktober 1660 ließ er ein Läuserverzeichnis durch den Rat aufstellen, das den, trotz des beginnenden Baues, traurigen Zustand des Städtchens grell beleuchtet. Von 198 Häusern vor dem Krieg waren nur 50 zutragend (Steuer zahlend), 29 verarmt und 119 wüst. Zur Verteidigung verpflichtete Bürger gab es 79 (gegen 80 i. J. 1633). Der Rat beklagt sich über die schweren Kontributionen von über 300 Talern monatlich, die sie als Tractement für dreifache Ein- quartierung zahlen mußten. Artollerie und vorher Dragoner hatten in der Stadt gelegen.
Die Brücken und Tore waren in schlechtem Zustand; da gab es viel zu helfen und zu bessern. Der Rat läßt zwar 1649 und 50 schon das Kietz- und Grün- Tor und die Brücken am Kietz und an der Burgstraße bessern, verkauft auch fast jährlich einige „im Schoß verstandene" oder wüste Häuser (für 2, 6, 9, 12—25 Tlr.!), aber nach 1658 muß er 19 Tlr. leihen, um die Geistlichen zu besolden, und 1661 zwei Häuser verkaufen, um Schoß, Besoldung der Geistlichen und Kontributionen zu bestreiten. Da konnte er natürlich die baufällige Lange Brücke nicht erneuern. Der Kurfürst nimmt ihm diese Last ab, baut
1662—64 eine neue Brücke und läßt sich Brücken-Geld