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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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damals die Truppen noch nicht und wechselten häufig die Quartiere. Der Aufenthalt der Kurfürsten und ihre Hof- haltung in Potsdam führt schon unter George Wilhelm und seinen Nachfolgern Teile der Leibwache, Trabanten und Guardi, als kleine Garnison in das Schloß und wohl auch in die Stadt. Im Jahr 1660 wird längere Ein­quartierung von Artillerie und Dragonern und 1683 die Garnison eines Teiles des Regiments Guardi (v. Koschen- bar) erwähnt. Aber eigentliche Garnisonsstadt ist Potsdam noch nicht, hat auch keine selbständige Bedeutung und konnte sie nicht in einer Zeit gewinnen, in der die Umwandlung der Städte in unselbständige und völlig ab­hängige Teile des Landesstaats vor sich ging. Es war auch zu klein und unbedeutend gegenüber dem Schloß, dessen Bau sogar in die Stadt bis auf den Marktplatz eindrang und ihr 39 Häuser entzog, und dessenFreiheit", auf der auch die Ersatzbürgerhäuser standen, außerhalb der Stadtverwaltung blieb. Sie gehörten mit Kietz- und Burgstraßen-Fischern zum Amt. Die neue Residenz war jetzt die Hauptsache. Das Städtchen lehnte sich als un­scheinbares Beiwerk an das Schloß.

Von irgendwelchen besonderen Schicksalen der Stadt erfahren wir nichts. Aber sie wird der Schauplatz nicht nur der Hofhaltung, sondern auch bedeutender geschichtlicher Regierungshandlungen.

So datiert das Edikt vom 29. Oktober 1685, das als Antwort auf die Aufhebung des Edikts von Nantes in großherziger Duldsamkeit den vertriebenen Protestanten die brandenburgischen Lande öffnete, aus Potsdam. Hier empfing der Kurfürst auch am 10. Januar 1686 die ersten französischen Flüchtlinge; ein bedeutender Moment, der für die Kultur des Landes in seinen Folgen von größtem