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Segen wurde. Potsdam selbst konnte erst nur wenige Flüchtlinge aufnehmen.
Vor allem wird Potsdam jetzt der Ort, wo man, wie nirgends sonst, den Hohenzollern als Menschen, gewissermaßen im Hauskleid, in ihren Liebhabereien und Neigungen, auch in ihren Schwächen, begegnet. So ward schon unter dem Großen Kurfürsten das stille Potsdam der Schauplatz lustiger Jagden und glänzender Hoffeste, z. B. beim Empfange des Prinzen von Oranien (späteren Königs Wilhelm III. von England), den der Kurfürst in goldener Chaise nach Potsdam einholte. Und hier gab er aus dem Sterbebette die letzte Parole: „London — Amsterdam" aus, die seine große politische Schwenkung von Frankreich zu England und Holland bezeichnet. Der Geburtstag des Kurfürsten (5. Februar) wurde alljährlich hier gefeiert, ebenso andere Familienfeste und Hochzeiten. Seinen Hofleuten richtete er Hochzeiten aus und stand mit seiner Gemahlin bei manchem ihrer Kinder Gevatter. — Die Hohenzollern werden Potsdamer Bürger.
Der Große Kurfürst hatte Schloß und Amt Potsdam sowie Kaputh seiner Gemahlin Dorothea, die seine Vorliebe für Potsdam und für Landwirtschaft teilte, als Wittum vermacht. Aber nicht lange erfreute sie sich dieses Besitzes. Am 6. August 1689 starb sie schon, und durch Vergleich vom 7. Juni 1690 erwarb ihr Stiefsohn Friedrich III. von ihren Erben das Wittum für die von seinem Vater als Rückkaufspreis festgesetzten 160000 Taler zurück. Denn auch er bevorzugt Potsdam als Residenz, von dem er schon 1666 als Knabe in einem selbstgebildeten lateinischen Satz seines Schreibheftes gesagt hatte: „Mein Herr Vater hat Potsdam sehr lieb. Es ist auch ein lustiger Ort; Ich bin gerne da und mein Bruder auch."