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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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vollendet und ein Schutz gegen Desertionen geschaffen war, begann die Uebersiedelung der Nauenschen Kompagnien bis August 1723. Von da ab waren 2 Bataillons zu 10 Kompagnien in Potsdam und eines zu 5 Kompagnien in Brandenburg. Zum Frühjahrsexerzieren wurde das ganze Regiment regelmäßig in Brandenburg, in Berlin und sonst öfter in Potsdam vereinigt.

Die ausgesprochene Absicht des Königs, Potsdam zur Pflanzschule des Heeres zu machen, in der er alle Neuerungen erprobte, zog noch verschiedene militärische Einrichtungen nach sich. Für die zahlreichen Soldaten- kinder Potsdams und Militärwaisenkinder der Monarchie stiftete er 1722 das (Militär-)Waisenhaus, das ihm manchen Nachwuchs an Grenadieren lieferte. Der Bau des Knabenhauses an seiner jetzigen Stelle wurde 1724 fertig; 1725 folgte (in der Heiligen Geiststraße) ein Mädchen-Waisenhaus. Die Baugelder (fast 300000 Taler) wurden durch Landeskollekte, besonders bei den verschiedenen Regimentern, aufgebracht. Auch die Kirchen mußten 1^°/ ihrer Kapitalien oder 10°/^ ihrer Revenüen, im ganzen 12000 Taler beisteuern. Eine schwere Last, wenn man bedenkt, daß die Kirchen gleichzeitig auch zum Bau anderer Kirchen, z. B. zur Potsdamer Stadtkirche 2 % ihrer Kapitalien (s. S. 62) abgeben mußten. And zur Ersparung der Lunderttausende von Talern, die für Ge­wehre nach Lüttich außer Landes gingen, errichtete der König 1722 die Gewehrfabrik, in der die in Spandau gegossenen Rohre montiert wurden. Lütticher Arbeiter und Büchsenmacher wurden zu diesem Zwecke angesiedelt. Die Kaufleute Splittgerber und Daum erhielten ein Pri­vileg zu der Fabrik. Die Gewehrfabrik und die Leran- ziehung der Waisenknaben zum Strumpfstricken für ganze